Stridulum -  Die Evolution von Zola Jesus

„Wow, drei EPs in einem Jahr?“ In Popkreisen mag eine derartige Veröffentlichungsmenge, wie derzeit im Fall von Robyn, staunende Artikel nach sich ziehen, in musikalisch abgelegeneren Gefilden ist derartige Produktivität Gang und Gäbe. So standen 2009 beispielsweise für Nika Roza Danilova, mal ganz abgesehen von den Nebenprojekten Former Ghosts, Nika + Rory etc., als Zola Jesus neben ihrem Debütalbum und diversen Einzelstücken zwei weitere Mittel- bis Langspielplatten zu verbuchen. Trotz seines schieren Volumens wies ihr Material reichlich Highlights auf, besaß nicht zuletzt dank ihrer markanten Stimme eine neblig-finstere ästhetische Kohärenz, trotz einer stilistischen Bandbreite, die sich über Pop, Noise und pure Atmosphärik erstreckte.

Im neuen Jahr markiert die EP „Stridulum“ einen gewissen Neuanfang, zumindest eine deutliche Evolution in Zola Jesus‘ Sound. Mit einer saubereren Produktion sind die nach wie vor düsteren sechs Songs von deutlich umrandeten und knisterfreien Klängen erfüllt, von Synths die hell leuchten oder dunkel wabern, Beats die hämmern und hallen und natürlich von kraftvollen Gesängen, ob als wortloser Chor im Hintergrund schwebend oder mit ungewohnt romantischen Texten hervortretend. „It’s not easy to fall in love / But if you’re lucky you just might find someone“ singt Danilova in „I Can’t Stand“, „So don’t you worry, just rest your head / ‘Cause in the end of the night, we’ll be together again“ in “Night.“

Eine derartige emotionale Direktheit ist zwar, genau wie die Popstruktur der beiden Songs, keine Neuentwicklung für Zola Jesus, aber dank der neuen klanglichen Aufgeklartheit entfaltet sie eine andere Wirkung, allein schon weil die Texte deutlich zu verstehen sind. Ebenso sind die letzten beiden Stücke von ungekannter Imposanz, das stetige Anwachsen von „Run Me Out“ verursacht Gänsehaut und besonders mit Kopfhörereinsatz ist das marschähnliche „Manifest Destiny“, in dem sie ein halbes synthetisches Orchester mühelos übertönt, schier immens. Die verrauscht-zerfressenen Lo-Fi-Gefilde mag sie hinter sich gelassen haben, aber ihre Musik ist immer noch der Soundtrack für Parties in zerfallenden Industriebauten. Mal sehen wie und wie bald es weitergeht.

„Stridulum“ ist auf CD/LP bei Sacred Bones Records erschienen.

3 Kommentare zu “Stridulum – Die Evolution von Zola Jesus”

  1. Dr. Love sagt:

    Hammer. Tolle Platte, tolle Frau und tolle Querverweise. Die neue Siouxsie singt sich um Schopf und Magen. http://www.jahrgangsgeraeusche.de/2010/03/13/zola-jesus-stridulum-ep/

  2. […] von White Ring, die ebenso subtil wie muskulös gebrochen sind wie dringliche Klänge von oOoOO, Zola Jesus oder Soft Moon, die mit ihrem Wave letzlich auch die Brücke zurück in die 80er und zum Gothic […]

  3. […] bisherigen Veröffentlichungen überraschend klar produzierten und von uns dringend empfohlenen „Stridulum“-EP so etwas wie der […]

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