Wer sich von bösen Referenzen abschrecken lässt, wird „Heaven Is Whenever“ verteufeln, so viel steht fest. Denn: Bryan Adams muss ab jetzt hin und wieder genannt werden, Bon Jovi auch, selbst Kid Rock war mal weiter entfernt. Gleichzeitig klingt die Band insbesondere aufgrund Tad Kublers facettenreicherer Gitarrenarbeit in einigen Momenten sperriger als auf den vergangenen Werken. Was aber einzig und allein zählt: Dies hier sind trotzdem unverkennbar The Hold Steady.

Craig Finns Vocals stehen anfangs dezenter denn je im Hintergrund, die Akustische lenkt das Cowboy-Countryeske „The Sweet Part Of The City“; das Piano auf dem Abstellgleis – eine ungefähre Vorstellung von dem, was die Band vorab verlauten ließ, lässt sich schon durch den durchweg gelungenen, aber ungewöhnlich zahmen Opener gewinnen. Bevor jetzt Befürchtungen laut werden, der trinkfeste Kneipenrock wäre nach dem Ausstieg von Keyboarder Franz Nicolay der alkoholfreien Variante gewichen, der irrt. „Soft In The Center“ macht direkt im Anschluss gleich mal ziemlich auf dicke Hose, auch „The Smidge“ hat ordentlich Pfeffer im Hintern. Allerdings kaschieren die Tattoos hier so manches Mal das etwas ausdruckslose Innere, nicht jeder neu eingeschlagene Weg begeistert. Aber wem, wenn nicht The Hold Steady, würde man dies liebevoll verzeihen. Erst recht, wenn sie dazwischen über „Rock Problems“ philosophieren, insbesondere mit „The Weekenders“ wieder einmal für die ganz großen Momente im Leben sorgen und gleichzeitig bescheiden-charmant eingestehen: „I’m pretty sure I wasn’t your first choice, I think I was the last one remaining.“

Auch die zweite Hälfte von „Heaven Is Whenever“ kennzeichnet eine Band im Umbruch. Während „Hurricane J“ den „Stay Positive“-Sessions entstammen könnte, entfernt sich das anschließende, erfreulich komplexe „Barely Breathing“ von diesen und räumt nebenbei Bläsern Platz ein; so könnte die Zukunft der Band klingen. Interessanterweise lässt die Produktion den einzelnen Instrumenten hier den nötigen Raum, ist sie doch bei einer beträchtlichen Anzahl von Songs vor allem: Laut, undifferenziert und wenig dynamisch. Doch selbst dieses Stadion-Rock-Flair kann „Heaven Is Whenever“ nicht die Freude nehmen, die etwa die marschierenden Drums im abschließenden „A Slight Discomfort“ versprühen (wie immer dürfte hier traditionell der letzte Song auch live das Ende des regulären Sets darstellen), die aber in erster Linie wieder einmal von Craig Finn, diesem unwiderstehlichen Entertainer und seinem Storytelling rund um all die Bars und Restaurants in dunklen Gassen, ausgeht. Und am Ende, das verrät der inzwischen fast 40-jährige in „We Can Get Together“, dem wunderbaren Herzstück der Platte, machen gerade die vermeintlich simplen Dinge glücklich: „Sit down on the floor / And listen to your records“ – Heaven Is Whenever.

77

Label: Beggars (Rough Trade)

Referenzen: Lifter Puller, Lucero, Bruce Springsteen, The Gaslight Anthem, Bon Jovi, The Replacements, Drive-By Truckers

Links: Homepage, MySpace

VÖ: 30.04.2010

4 Kommentare zu “Rezension: The Hold Steady – Heaven Is Whenever”

  1. […] Beats im direkten Abspielvergleich mit aktuellen Veröffentlichungen wie der neuen von The Hold Steady irgendwie reserviert […]

  2. […] Das achte Album der Drive-By Truckers kocht die verhältnismäßig enttäuschenden neuen Werke von The Hold Steady oder Blitzen Trapper locker ab. “Birthday Boy” steht stellvertretend für das gesamte, […]

  3. […] Monaé, The National, Pantha Du Prince, Twin Shadow, Sam Amidon, Gonjasufi, Belle & Sebastian, The Hold Steady, Elliott Smith, Ratatat, Darwin Deez, Magic Kids, Karen Elson und – wer erinnert sich nicht […]

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