Arctic MonkeysAM
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Label:
Domino
VÖ:
06.09.2013
Referenzen:
T. Rex, Queens Of The Stone Age, The Sweet, The Kinks
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Autor: |
Daniel Welsch |
Auch wenn neue Veröffentlichungen von Franz Ferdinand, Bloc Party, Babyshambles und nun auch Arctic Monkeys in den letzten Wochen den gegenteiligen Eindruck vermitteln wollen: Die Welle, die Mitte der Nullerjahre von Großbritannien über den Rest der Welt hereinbrach, hat längst ihren Zenit überschritten und sorgt höchstens noch für leichten Seegang. Doch da sich Arctic Monkeys musikalisch und auch geografisch – „AM“ ist bereits das dritte Album, das die Band in Amerika aufnahm – weit von ihren Ursprüngen entfernt haben, scheinen diese widrigen Umstände weder ihnen noch ihrem neuen Album viel anhaben zu können.
Sieben Jahre ist es mittlerweile her, dass vier Jugendliche aus Sheffield mit „Whatever People Say I Am, That’s What I’m Not“ das „fastest-selling debut album ever“ veröffentlichten und mit Hits wie „I Bet You Look Good On The Dancefloor“ oder „Fake Tales Of San Francisco“ die Indiedisco eroberten. Ein Erfolg, der nur schwer zu toppen ist, und so schien es damals viel wahrscheinlicher, dass Arctic Monkeys wie so viele andere Bands an dem enormen Hype zerbrechen würden. Doch dieses Szenario blieb aus, da sich die Band einerseits nicht wie die Kollegen von Bloc Party mit Streitigkeiten und Egoproblemen selbst ausbremste, andererseits stets der Versuchung widerstand, mit einem der Nachfolgealben das Erfolgsrezept ihres Debüts zu wiederholen.
Vielmehr definierte sich das Quartett mit jedem Album ein klein wenig neu, wobei sich jede Veränderung auch an den Styles und Outfits der Bandmitglieder ablesen ließ. Für die Aufnahmen zu „Humbug“ zogen sich Arctic Monkeys mit Josh Homme von Queens Of The Stone Age in die kalifornische Wüste zurück, ließen ihre Haare wachsen und entwickelten ihre eigene Version von Hard- und Stonerrock. Für „Suck It And See“ musste die Haarpracht wieder weichen, das Album wirkte mit seinen Classic-Rock-Anleihen aber arg angestaubt und brav und ließ zum ersten Mal die jugendliche Energie vermissen, für die man Arctic Monkeys bis dahin schätzte.
Auch die Band selbst schien vor den Aufnahmen zu „AM“ zu spüren, dass eine Frischzellenkur nicht schaden könnte und suchte in HipHop und R’n’B nach neuer Inspiration. Frontmann Alex Turner behauptete in Interviews gar, dass Dr. Dre und Aaliyah die neuen Songs beeinflusst hätten. Allerdings bedeutet dies nicht, dass „AM“ eine komplette Abkehr vom Sound des Vorgängers darstellt, es handelt sich vielmehr um ein Update. Die Gitarrenriffs in „R U Mine“ oder „Arabella“ klingen immer noch nach Black Sabbath, doch die Rhythmusgruppe treibt Songs wie „Why’d You Only Call Me When You’re High?“ oder „One For The Road“ nicht wie gewohnt mit hektischen Beats nach vorne, sondern kreiert lässige Grooves, welche die Assoziationen von Alex Turner rechtfertigen. Dazu trägt auch der chorische Hintergrundgesang der drei Kollegen bei, der bei einigen Songs in Bee-Gees-Sphären vordringt, was man der Band jedoch genauso verzeiht wie das völlig ernst gemeinte „Oh la la la“ am Ende von „Mad Sounds“.
Auch wenn sich Arctic Monkeys nach „Whatever People Say I Am, That’s What I’m Not“ von einer Singles- zu einer Albumband entwickelt haben, kehren sie mit „AM“ wieder in die Indiedisco zurück. Allerdings zappeln sie nicht mehr zu hektischen Rhythmen wie Roboter über die Tanzfläche, sondern stehen mit lässigem Hüftschwung und leider viel zu viel Pomade in der Haartolle am Tresen.