Zerbrechliche Härte: The Men

Dem Hardcore-Punk New Yorker Herkunft haftet ein prolliger Machismo-Ruf an – nicht ganz unbegründet, gehören doch nicht nur Biohazard bedauerlicherweise zu seinen bekanntesten Exporten, auch NYHC-Urgesteine wie Agnostic Front oder Cro-Mags exerzierten auf der Bühne von jeher breitbeinig-brustklopferische Männlichkeitsrituale, die sie gleichermaßen von D.C.-Bands wie Minor Threat und von New Yorker Art-Punk-Nachbarn absetzten.
Schon einen Tick zu offensichtlich scheint es, wenn sich ein Hardcore-beeinflusstes Quartett dort den Namen The Men verpasst, und tatsächlich: Die melodiösen Gitarrenwände ihres großartigen dritten Albums „Leave Home“ – des ersten auf Sacred Bones Records – untergraben immer wieder ihre eigene Geradlinigkeit mit stiloffenen Brüchen, die sich so gar nicht mit anachronistischer Traditionstreue decken. Ohnehin sind Stücke wie „Bataille“ oder „Lotus“ näher an rollendem Noiserock à la Pissed Jeans, scheppernd dröhnen sie voran, ohne eine tief liegende Unruhe überdecken zu können.
Vor allem „Think“ äußert bei allem wuchtigen Gedresche eine Bedrückung, die sich unter Nick Chiericozzis Picciotto-heiserem Brüllen in Verzweiflung steigert als der Song zu no-wavig fauchendem Saxophon in sich zusammenbricht. Das eröffnende „If You Leave…“ ist gedankenpunktsmäßig vage, hängt minutenlang über sanftem Feedback bis das Schlagzeug losthrasht und rau aufgeblasene Gitarren aneinander schaben. Auch wenn The Men (noch) nicht im poppigeren Terrain von Fucked Up verortet sind, glänzt gerade die zweite Hälfte von „Leave Home“ mit eingängigen Melodien wie der des instrumentalen „Shittin With The Shah“, die inmitten des harten Tosens eine zerbrechliche Schönheit entfalten. Und als Chiericozzi auf dem krautig-motorischem Maschinenbeat des finalen „Night Landing“ endgültig verstummt, versucht sich seine Gitarre nur noch schüchtern leise an einer Melodie, bis auch sie entmutigt aufgibt. Macho-Härte klingt anders.
„Leave Home“ ist bei Sacred Bones Records erschienen.
Links: The Men | Albumstream
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