Ty SegallSleeper

Ist tatsächlich schon ein halbes Jahr vergangen ohne ein neues Ty-Segall-Album und dürstet es uns tatsächlich nach neuem Material? Segall war ja letztes Jahr nicht gerade untätig, drei Alben mit Band, in Kollaboration oder solo hat er 2012 veröffentlicht, dazu eine Singles-Kompilation.

Allein dieser Output gereicht vielen Musikern für eine ganze Karriere und man könnte auf die Idee kommen, dass bei dieser Fülle an Material doch irgendwie die Qualität auf der Strecke geblieben sein müsse. Weit gefehlt! Ty Segall hat es von Veröffentlichung zu Veröffentlichung eher noch geschafft, eine Steigerung oder eine andere Facette seines musikalischen Œuvres zu präsentieren. So gehörten „Slaughterhouse“, „Hair“ und „Twins“ zu dem Besten, was Rock letztes Jahr zu bieten hatte.

Wer jetzt von seinem neuem Album „Sleeper“ eine Weiterführung des eingeschlagenen Wegs – Garage-Noise, psychedelischen Freakout oder ebensolchen Pop – erwartet, dürfte enttäuscht werden. „Sleeper“ verzichtet fast vollständig auf eine Bass- oder Schlagzeugbegleitung und die Elektrische bleibt meist im Koffer. Segall hat sich, nach einem persönlichen Trauerfall – sein Stiefvater ist nach langer Krankheit gestorben und es gab ein Zerwürfnis mit seiner Mutter – mit der Akustischen in seinem Kämmerlein eingeschlossen und ein introspektives, beinahe intimes Album aufgenommen. In einem Interview äußerte sich Segall dahingehend, dass es ihm auch gar nicht möglich gewesen wäre, einen lauten Song zu schreiben. Musikalisch fühlt man sich näher an Marc Bolans Tyrannosaurus Rex, vor deren Metamorphose zum glamourösen T-Rex, als am amerikanischen „Godfather of Folk“ Bob Dylan, auch Segalls Gesangsstil kann streckenweise bolanesk genannt werden.

Was dabei beinahe schon beängstigend ist, ist die Tatsache wie spielerisch leicht – wenn man das bei der Schwere des Sujets sagen darf – sich Segall auch auf diesem Terrain des psychedelischen Folk bewegt, auch ohne jeglichen Fuzz-Wahnsinn büßen seine Songs auch (fast) nichts an Dichte und Intensität ein. „Sleeper“ reiht sich so nahtlos in seine Diskographie ein, es unterstreicht einmal mehr, welch ein Talent Ty Segall innewohnt – und dass er im letzten Jahr beileibe nicht sein ganzes Pulver verschossen hat.

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