The Fresh & Onlys kommen aus der umtriebigen Psychedelic-Garage-Szene San Franciscos, der auch Thee Oh Sees, Ty Segall oder Sic Alps entstammen und die derzeit eine der interessantesten Strömungen innerhalb der amerikanischen Rockmusik darstellt. Ihr drittes Album „Play It Strange“ war ein persönlicher Favorit der letzten Jahre, aber hierzulande nur als Download und Import zu bekommen. „Long Slow Dance“, der Nachfolger, findet für seine Deutschlandveröffentlichung nun ein Zuhause beim feinen Berliner Label Souterrain Transmissions.

Der Einstieg in „Long Slow Dance“ erinnert noch an den Vorgänger: „20 Days And 20 Nights“ ist perlender Sixties-Pop in Love-Tradition. Es folgen Songs, wie sie auch der selige Jeffrey Lee Pierce hätte vertonen können. Pierce und seine Ex-Band The Gun Club sind natürlich nicht der schlechteste Referenzrahmen und scheinen in jüngster Zeit überhaupt en Vogue zu sein – siehe auch das Gun-Club-Cover der Japandroids oder das Tribute-Album „We Are Only Riders“.

Eine gute Basis also, zumal sich auch echte Neuentwicklungen wie die Mariachi-Bläser in „Executioner’s Song“ organisch, als wären sie schon immer da gewesen, in den Klangkosmos der Fresh & Onlys einfügen. Eine richtige Irritation stellt sich allerdings bei „Fire Alarm“ ein, wenn auf einmal feisteste 80er-Synthies in den Sound grätschen. Und wenn die Band uns im Anschluss mit „Foolish Person“ schnell einen monolithischen Block aus psychedelischem Pop’n’Noise in die Gehörgänge bläst, hat es fast den Anschein, als hätte sie sich selbst über das Vorangegangene erschrocken.

Nachfolgend steht alles auf Neuaufbau. „Long Slow Dance“, der Titeltrack des Albums, eröffnet eben als Slow Dance die zweite Albumhälfte. Daraufhin folgt eine stetige Steigerung von leise zu laut, von akustisch zu elektrisch verzerrt; bei „Take Back The Night“ möchte man, nach dem Intro und der dann einsetzenden Gitarre, fast Indie Rock denken. Als Anspieltipp soll noch das Schlusstripel aus „Take Back The Night“, „Wanna Do Right By You“ und „Yes Or No“ Erwähnung finden, kann es doch auch exemplarisch für das Auf und Ab des Albums gelesen werden.

Timothy Cohens Gesang tritt im Vergleich mit „Play It Strange“ hörbar aus der Gesamtproduktion hervor, die insgesamt viel weniger vintagehaft klingt. Auch der Duktus scheint ein anderer: War das letzte Werk geprägt durch eine ausgestellte Dringlichkeit, so wirkt „Long Slow Dance“ mit teils balladesken Songs und großzügigem Einsatz von Akustikgitarren entschleunigt. „Long Slow Dance“ soll augenscheinlich die Herzen der Menschen erobern, denen „Play It Strange“ musikalisch zu seltsam war. Dieses Unternehmen könnte der Band tatsächlich gelingen – ist der Popfaktor doch exponentiell zur Weirdness des Vorgängers gestiegen.

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Label: Souterrain Transmissions

Referenzen: Love, Jeffrey Lee Pierce, The Gun Club, Dum Dum Girls, Ty Segall & White Fence

Links: Homepage | Facebook | Albumstream

VÖ: 31.08.2012

2 Kommentare zu “The Fresh & Onlys – Long Slow Dance”

  1. […] wie Sonny And The Sunsets, The Fresh And Onlys oder Thee Oh Sees steckten dem Punk Blumen in die Haare und verbanden so das Hippie- und […]

  2. […] dem elften Album der Band um John Dwyer. Wo sich ihre anderen musikalischen Mitstreiter wie The Fresh & Onlys mehr Richtung Pop öffneten und sogar mit 80er-Einflüssen spielten, setzen Thee Oh Sees – […]

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