Genau so wenig, wie eine EP, mag sie auch noch so extended sein, long (also eine LP) ist, steht Daniel Rossen für Grizzly Bear bzw. Department Of Eagles. Ein Teil macht kein Ganzes aus, ist aber für dessen Gänze allemal essenziell wichtig. Und was die Quantität einer EP wie „Silent Hour/Golden Mile“ nicht vermag, das kann die Qualität der fünf Songs locker: Geschlossenheit und Sog und Wirkung eines superben Albums entfalten.

Da können die Songs noch so zurückhaltend erscheinen und das verhuschte Gleiten in verschlungenen und manchmal auch verwunschenen Harmoniepfaden, dem sich Grizzly Bear so intensiv widmen, noch so prägnant. Da mag der Grizzly-Bear-Sound noch so sehr heruntergefahren und bis auf seine Songwriting-Wurzeln, i.e. eine Akustische, entschlackt sein, so schichtet Rossen doch mit recht kargen Mitteln große Seligkeit auf große Dunkelheit und andersrum.

Man staunt, wie leichtfüßig die Songs allesamt beginnen, um dann sporadisch und doch zielgerichtet immer weiter ausgedehnt zu werden, so dass ein Stück wie „Up On High“ auf einer blechernen Akustikgitarre aufbaut, ehe dunkle Geigen, eine sonnendurchflutete Steel Guitar und dezente Dennis-Wilson-Percussions Akzente setzen. So geht elegantes Songwriting. Oder so: „Silent Song“, ein Mid-Tempo-Rocksong mit George-Harrison-Gitarrenslide, der den saitengetränkten Zauber eines „Ballad Of Sir Frankie Crisp (Let It Roll)“ versprüht und im Refrain auf einer verzerrten Gitarre und unter dem Hallen eines Sehnsuchtschors in den Himmel fährt. Bzw.: So nervös die Gitarren in „Return To Form“ auch umeinander kreisen, werden sie doch von Bläsern, Bratschenecho und einer alles niedermähenden Gitarre zu einem fulminanten Crescendo zusammengehalten und gleichzeitig zerrissen. Das ist fast schon Post-Songwriting. Ein monotones Piano und dezente Bläser machen den Ruhepunkt der EP, „Saint Nothing“ aus, ehe „Golden Mine“ hektischer und pointierter ausgebreitet wird, Haken schlägt, sich ekstatisch um einen tiefen Chor und eine flirrende Gitarre windet und räkelt, sich verliert und findet in Sounds und hochwürdevollen Spielereien, ein bisschen Krach, ein bisschen Rock, irgendwie Folk. Das hieße also Post-Folk-Rock (vom ‚Post‘ kommen wir nicht los).

Das macht zusammen: Eleganten Post-Songwriting-Folk-Rock, was auch immer das so genau sein soll. Auf jeden Fall mehr als die Summe der einzelnen Teile und ein Kleinod vor dem Herrn, denn nichts ist heilig und Schweigen Gold. Daniel Rossen schreibt wahnsinnig gute Songs voller Atmosphäre und Spannung, ohne dass er dafür seine Contenance opfern muss. Vermutlich klänge ein Roots-Album von Grizzly Bear famos.

81

Label: Warp

Referenzen: Grizzly Bear, Department Of Eagles, George Harrison, Harry Nilsson , Dennis Wilson

Links: Label | Facebook

VÖ: 16.03.2012

2 Kommentare zu “Daniel Rossen – Silent Hour/Golden Mile”

  1. dominik sagt:

    diese ep ist wirklich sehr sehr gut geworden! neues Grizzly Bear album kann kommen ;)

  2. […] Grizzly Bear mussten danach erst einmal getrennte Wege gehen und sich um Familie, Freunde oder Soloprojekte kümmern. Nach einem Fehlversuch 2011 in Texas musste die Band erstmal wieder richtig zueinander […]

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