Craig Finn ist mit seiner Hauptband The Hold Steady im Terrain des hemdsärmeligen Rock zu Hause: echte Handarbeit, ohne viel Schnickschnack. Da das kompakte Sounddesign seiner Stammgruppe offenbar wenige Freiheitsgrade zulässt, wandelt der Amerikaner seit ein paar Jahren auf Solopfaden – wohl auch, um mal neue Facetten seiner Kunst zu präsentieren. Vor allem auf dem 2017er „We All Want The Same Things“ funktionierte dies, indem er öfter mal das Tempo rausnahm und in der Lage war, empathische Geschichten über andere Menschen zu verfassen. Dass diese Geschichten oftmals eine dunkle Schlagseite besaßen, eher vom Scheitern als vom Gewinnen handelten, verlieh ihnen in den besten Momenten eine gravitätische Kraft. Mit seiner vierten Soloplatte ist Finn wieder nah dran am Leben des amerikanischen Durchschnittsbürgers. Im Gegensatz zu seinem letzten Album hat sich der Musiker ordentlich Verstärkung ins Studio geladen. Auf vielen Stücken sind Trompeten zu hören, insgesamt ist der Sound opulenter. Das greift mal volltrefflich zusammen, wie in „Magic Marker“, wo er versucht, dem Gegenwartsbezug durch die Fassungslosigkeit über Trump bläsergetrieben Ausdruck zu verleihen („Everybody is talking about the president“), anderswo trieft das Pathos etwas zu sehr, etwa in „Indications“. Insgesamt sollte man ein Faible für große Gesten und Geschichten besitzen, denn das Subtile ist Finns Sache nicht. Dass der Mann aus Minnesota dieses Jahr im Vorprogramm von Brian Fallon auftritt, passt in jedem Fall ins Bild, so ist auch er ein Beobachter mit großer Geste und eine Art „Bruce Springsteen light“ für die jüngere Generation. Insgesamt obsiegen hier in jedem Fall Songkraft und Musikalität, da sieht man auch über das an ein paar Stellen zu raumgreifende Pathos hinweg.

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