Als LUH aus den Ruinen von WU LYF geboren, hat das Ehepaar mit dem nun ausgeschriebenen Namen Lost Under Heaven nachgelegt. „Spiritual Songs For Lovers To Sing“ führte den Weg von Roberts‘ einstiger Band würdevoll weiter, konnte jedoch vor allem auf Albumlänge einige Schwächen im Songwriting und in der Kohärenz nicht ganz leugnen. Mit „Love Hates What You Become“ folgt ein zweiter Streich, der genau diese Scharten auf das erste Ohr auszuwetzen scheint.

Direkt das eröffnende „Come“ nimmt gehörig Fahrt auf, so dass sich auch die Produzententätigkeit John Congletons und das druckvolle Getrommel des ehemaligen Swans-Perkussionisten Thor Harris nicht leugnen lassen. Mit mehr Elektronik an Bord setzen Lost Under Heaven direkt ein Ausrufezeichen in Sachen Vehemenz, die allerdings – und das tut dem Album gut – immer wieder abebbt und Raum schafft für Ruhemomente wie das wunderschöne „Black Sun Rising“. Hier darf die sonst eher als lieblicher Gegenpol eingesetzte Stimme Ebony Hoorns auch mal raspeln und reiben, was dem mysteriösen Unterton des Songs zu Gute kommt. Überdies erkämpft sich Hoorn auf diesem Album deutlich mehr Anteile und wird mehr und mehr zur ebenbürtigen Gesangspartnerin.

Im Titelsong etwa, der zunächst abwechselnd, dann in intensivem Zusammenklang ins Zwielicht torkelt. Die Stimmen weit in den Vordergrund gemischt, steigern sich beide in Intensität und Dichte, umgarnt von Streichern, verdammt nah am Kitsch. Lost Under Heaven sind deutlich mehr Duo mit Begleitmusikern geworden, auch wenn einzelne Songs wie „Serenity Says“ Roberts‘ außergewöhnliche Stimmfarbe hofieren. Hier und auch im folgenden „Savage Messiah“ erwischt man ihn zudem dabei, sich verdammt nah an Jack White heranzuschleichen. Die Gitarre bellt, das Schlagzeug wird zum Ruhepol.

Wozu Lost Under Heaven imstande sind, kommt bei aller Detailverliebtheit in den einzelnen Songs jedoch auf auf „Love Hates What You Become“ immer noch ein wenig zu kurz. Schmirgelnde Spannung, die sie nutzen, um gleichzeitig streitbar und verletzlich zu sein wie beim heftig tobenden und polternden „Bunny’s Blues“, ist als übergeordnetes Stilmittel dann doch zu wenig. „Post Millenial Tension“ wiederum baut diesen Moment viel zu spät auf, um dann aber auch direkt wieder zu versanden. „For The Wild“ wiederum als letztes Aufbegehren umrahmt das mit „Come“ so fulminant begonnene Zweitwerk mit der gewünschten Mischung aus laut und leise, sanft und herb. Vielleicht gemahnt Roberts hier zwar zu häufig an einen heiseren Bono, andererseits klingt Hoorn hier zuweilen wie Kate Jackson von den Long Blondes – und das ist etwas sehr Gutes.

Mit diesem krachenden Finale verabschiedet sich das Paar, die Gitarre im Anschlag, ein böses Grinsen im Gesicht. Die Vehemenz des starken Beginns wieder erreicht zu haben, ist erfreulich, umso erstaunlicher ist allerdings, dass es dieses Mal die ruhigen Momente sind, die das zweite Album von Lost Under Heaven klar besser machen als den Durchschnitt. Doch wenn Ellery James Roberts und Ebony Hoorn auf diesem Weg weitermachen, kann da noch eine ganze Menge passieren.

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