Shy BoysBell House

Harmonischer Powerpop, der den Sommer nicht enden lassen will. Stimmfarben, die mit der Süße der bunten Eisbecher in den Strassencafés wetteifern. Gitarrenmelodien, die den herbeigesehnten Wind spürbar machen. Shy Boys sind fünf Musiker aus Kansas, die sicherlich ganz viel 60er-Pop inhaliert haben und sowohl die überbordenden als auch die melancholiegetränkten Momente auf kurzweiligste Art und Weise einfangen. Nicht nur, dass sich die Stimmen so wundersam weich mischen wie bei den Beach Boys und die Gitarrenakkorde mit sanftem Vibrato in den mit Sternen übersähten Sommerhimmel aufsteigen. „Bell House“ vermittelt in seinen knapp über 20 Minuten ein wohliges Gefühl von Geborgenheit: Angefangen beim A-capella-Auftakt „Miracle Gro“ schmiegen sich nahezu sämtliche der größtenteils kurzen bis sehr kurzen Songs ins Ohr und lassen sich, egal ob flott vorgetragen oder schwärmerisch dahingesäuselt wie „Disconnect“, kaum mehr daraus vertreiben. Für ihren Vortrag bedienen sich die Jungs vieler bekannter Versatzstücke, die aufreizend altmodisch klingen wie der Handclaps und der Surfgitarre im abschließenden „Champion“. Vieles auf „Bell House“ ist autobiographisch geprägt, kennen sich die Musiker doch von Kindesbeinen an und berichten über Nachbarhunde, persönliche, nicht immer positive Erinnerungen oder Beziehungsgeflechte innerhalb des Freundes- und Familienkreises. „Tragic Loss“ klingt dabei nach einer verschollenen Single Belle & Sebastians und immer wieder – vor allem im herausragenden „Evil Sin“ – kommen die leider längst vergessenen No Kids ins Gedächtnis. Sunshine Pop nannte man das in den 60ern, was gerade in diesem Jahr sicherlich nicht die schlechteste Genrebezeichnung ist.

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