Creep ShowMr. Dynamite

Was erlauben John Grant? Dem einstigen Melancholie-Crooner scheinen die tanzbaren Rhythmen seiner letzten beiden Soloplatten ein wenig zu Kopf gestiegen zu sein, denn was er da gemeinsam mit dem Elektro-Trio Wrangler unter dem Namen Creep Show veranstaltet, zielt klar auf den Tanzboden. Grant teilt sich unter Zuhilfenahme extremster Verzerrungen das Mikro mit Stephen Mallinder, einst kreatives Mitglied von Cabaret Voltaire. Deren experimenteller Ansatz findet sich auch in den ausufernden, von fantasievollen Synthieklängen umspülten Songs auf „Mr. Dynamite“ wieder, doch erhalten „Tokyo Metro“, „Modern Parenting“ oder auch der Titeltrack Struktur durch zackige Beats, die zuweilen ganz schön viel Funk im Leib tragen. „Pink Squirrel“ ist hier erfrischend nah am letzten Grant-Werk, dessen Highlight „Disappointing“ ohne Umschweife auch auf „Mr. Dynamite“ eine hervorragende Figur gemacht hätte. Ein Manko der Platte liegt jedoch in der Inszenierung und in der Abfolge der Stücke. Halten die ersten Momente jedes Songs die Spannung aufrecht, ergibt sich der Rest der rhythmischen Redundanz. Monotonie kann Stärke und Willenskraft erzeugen, doch vor allem im letzten Albumdrittel scheint dem Quartett so ein wenig die Luft auszugehen und die manchmal an Kraftwerk geschulten elektronischen Spielereien verpuffen, anstatt wie der titelgebende Sprengstoff noch einmal mit lautem Knall zu zünden. Viel Lärm ist es nicht, den Creep Show auf ihrem Debüt verbreiten, vielmehr ist es ein stetig pulsierendes Pochen, das den Körper an Stellen erreichen könnte, die er noch gar nicht kennt. Wenn da nur nicht der Gewöhnungseffekt wäre, denn leider sorgen die doch häufig nur marginalen Varianzen zu selten für den Gänsehauteffekt, den solch eine Geisterstunde verspricht.

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