CRIMERLeave Me Baby

Vor nicht ganz einem Jahr tauchte CRIMER alias Alexander Frei ganz urplötzlich in meiner Youtube-Vorschlagsliste auf. „Brotherlove“ hieß das Stück und die schon im Vorschaubild ansichtigen Farben sowie die geschniegelte New-Wave-Frisur konnten Neugier und Aufmerksamkeit schüren. Dass sich dahinter ein echtes 80er-Jahre-Wunder verbirgt, war nicht mehr sonderlich verwunderlich und doch sollte es noch gut ein Drei­vier­tel­jahr dauern, bis sich der Schweizer mit seinem Debütalbum um meine/jedermanns Gunst bewerben sollte. Auf das erste Ohr eingängig, ohne ganz große Akzente, lässt sich „Leave Me Baby“ ohne größere Schwierigkeiten wahlweise in eine 80er-Jahre-Playlist einordnen. So klingt CRIMER in den besten Fällen nach einem verschnupften Dave Gahan wie in „Tell The Fire“, in „Cards“ sonor und bewusst tieftönend wie Howard Jones, doch leider bleibt es zu häufig bei der leichtesten Muse und Frei wird wie in „Record Collection“ zur Rick-Astley-Pastiche. Die Sounds auf dem Album tun ein Übriges und sind nur selten düster genug, um den Wave-Anleihen gerecht zu werden. Wabernd-pulsierender Synth-Pop, der verschwitzte Nächte propagiert, doch eher kopiert, als dass er Stilistik oder gar den damit verbundenen Lifestyle vollends nachzeichnen kann. Sicherlich ist das auf irgendeine Weise nur konsequent, bietet dann aber zu wenig Variationsmöglichkeiten, um im Formatradio zwischen Camouflage, Level 42 oder den ähnlich retrospektiven Hurts aufzufallen. Lediglich das erwähnte „Brotherlove“ mit seinem eingängigen Refrain und eben „Tell The Fire“ vermögen vollends zu überzeugen, wohingegen zu viele Stücke indifferent im Dunst der Nebelmaschine und Licht der Plasmakugel vor sich hin dämmern. Da wünscht man sich dann doch lieber den seligen WWF-Club zurück, dessen Hausroboter Bruno mindestens genauso viel emotionale Tiefe hatte.

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