GrandaddyLast Place

Für jemanden, der Grandaddy damals im Jahr 2000 auf dem Höhepunkt seiner Jugend zeitgleich mit dem Erscheinen des Meilensteins „The Sophtware Slump“ kennengelernt hat, ist die Band aus einem gelungen Sommer irgendwie einfach nicht mehr wegzudenken. Da spielt es keine Rolle, ob sie sich irgendwann mal aufgelöst und später wieder zusammengetan hat, die zeitlos blinzelnde Nostalgie der letzten abendlichen Sonnenstrahlen war immer greifbar. Und auch mit zehn Jahren Abstand zum letzten Album lässt sich bedenkenlos festhalten: Nein, Jason Lytle und seine Kollegen waren nie wirklich weg.

So ist es wenig überraschend und auch nur nachvollziehbar, dass „Last Place“ weiter diesen Grandaddy-Geist einatmet. Lytles leichtfüßige Intuition, die immer wieder geniale Momente hervorbringt, ist einfach zu prägend, als dass man sie einfach so über Bord werfen könnte. Dabei wirkt das Album durchaus nicht wie ein Relikt aus dem letzten Jahrzehnt, ganz im Gegenteil haben die Kalifornier den Sprung in die Gegenwart erstaunlich gut geschafft. Etwas weniger Geklapper und etwas mehr Klarheit reichen schon aus, um den Sound in neuem Glanz erklingen zu lassen. Besonders die nun fast stählernen und alleinstehenden Synthies sind eher ungewohnt und veredeln gleichsam die klassischen Indie-Rock-Ansätze. Besonders der Eröffnungssong „Way We Won’t“ und das extrem geradlinige „Evermore“ leisten hier ganze Arbeit und dürften gleich zu Beginn für erstaunte Gesichter sorgen.

Dass die Band im Weiteren weder überdreht oder ihre vertraute Seite vernachlässigt, sondern diese genauso markant auf den Tisch legt, ist dann aber doch beruhigend. Denn was wären Grandaddy ohne bittersüße, simple Westküsten-Balladen („Jed The 4th“) oder euphorische, sich immer höher auftürmende Hymnen („A Lost Machine“)? Vollkommen unaufgeregt sucht Lytle nicht nach den passenden Eingebungen, es scheint vielmehr so, als würden sie ihm zufliegen. Nicht nur in dieser Hinsicht ist „Last Place“ vielleicht die Rettung für alle, die mit dem neuen, bemüht klingenden Album der früher einmal artverwandten Shins wenig anfangen konnten.

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