ZURIAAKE孤雁 (Gu Yan)

Wer geglaubt hat, nach Ulvers „Messe I.X – VI.X“ könnte in Sachen Black-Metal-Oper nichts mehr kommen – obwohl, Black Metal war daran ja nichts mehr -, hat die Rechnung ohne ZURIAAKE und deren hervorragendes Label Pest Productions gemacht. Das, was die drei Chinesen aus Ji‘nan für ihr neuestes Album „孤雁 (Gu Yan)“ mysteriös gemischt haben, klingt erst mal kontraproduktiv, wenn auch fürs Genre nicht ganz ungewöhnlich: Synthie-Flächen, klassische Elemente, mindestens von Sinfonieorchesterausmaßen, auch wenn das vielleicht aus der Sound-Datenbank kommt, Lang Lang am Klavier – nein, der spielt nicht mit, könnte er aber, was dem ganzen Anliegen noch einen blasphemisch campen Touch geben würde – chinesische Folklore, Geflöte, Blastbeats, Tremologitarren, feiste Solos, obligatorisches Gefauche und Gekreische, Choraler Pathos und keinerlei Scheu vor Kitsch. Die Metapher vom Kopfkino wurde schon so oft gebraucht, dass eigentlich jedem seriösen Musikschreiber augenblicklich die Finger zu trockenem Geäst verdorren sollten, der sie benutzt – aber ich benutze sie trotzdem und meinen Fingern geht es immer noch gut. „孤雁 (Gu Yan)“ ist Kopfkino in Cinemascope, Shaw Brothers und „A Chinese Ghost Story“, die schwankten ebenfalls schon immer zwischen Anspruch, Kitsch und Härte. So verhält es sich auch hier, es ist einfach von allem zuviel und dennoch oder gerade deswegen verdammt gut. Als Einstieg sei jedem, der es versuchen will, die 20-minütige Sause „梦邀 ( 广寒 – 仙游 – 南柯 )“ ans Herz gelegt, in der die Band locker durch alles oben aufgezählte tänzelt wie Fong Sai-Yuk durch die Reihen seiner Gegner.

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