Baden Baden ist ein gemächliches deutsches Städtchen, ebenso bekannt als Kur- und Bäderstadt für gut Betuchte, wie auch der Name einer französischen Indie-Band, die keineswegs danach klingt, als bräuchten die zugehörigen Band-Mitglieder eine Kur oder gar einen gemütlichen Altersruhesitz. Nein, die Hymnen der drei Pariser strotzen nur so vor lauter Energie und Vitalität. Seit ihrem bilingualen Debüt „Coline“ aus 2012 haben sie wohl den Mut gefunden, diesmal ganz und gar auf die Muttersprache zu vertrauen, ihr zweites Album trägt den Namen „Mille Éclairs“, was so viel heißt wie „Tausend Blitze“. Ebenso viel Energie steckt auch in der LP, erfrischende Spielfreude trifft auf französischen Spirit. Heraus kommt samtig weicher Indie-Pop voller Dynamik, mit verträumten Riffs, überlagerten Effekten und intelligenten Arrangements, immer wieder aufgelöst mit zartem Fingerpicking auf der Gitarre. Dazu passend: der anschmiegsame, französische Gesang von Éric Javelle. Zwischen bunt-pulsierenden Rhythmen, frischer Popluft und einnehmenden Chören entdeckt man immer wieder eine melancholische Parallelwelt, in der das Album sich zwischenzeitlich zu verlieren scheint. Es ist eine Melancholie, die nicht deprimiert, sondern durch ihre Aufrichtigkeit und Unschuld einen verträumten Hauch von Romantik erzeugt. Die Melodien beflügeln, befördern in einen federleichten Zustand und bannen auch nicht-frankophile Ohren. „Mille Éclairs“ ist wie die Pforte zu einer anderen Welt, einer schwerelosen und anschmiegsamen Welt, in der es ganz egal ist, welche Sprache wir sprechen. Was zählt ist allein die Musik, denn die ist schließlich das Esperanto der Seele!

Einen Kommentar hinterlassen

Platten kaufen Links Impressum