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Label:
Marathon Artists / House Anxiety
VÖ:
20.03.2015
Referenzen:
Sheryl Crow, Pavement, Liz Phair, Lou Reed, Dick Diver
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Autor: |
Katja Diehl |
Der März ist so ein Zwischenmonat. Nicht ganz so hart wie der Februar, aber immer wieder in der Lage, aufkeimende Hoffnung auf ein „besser“ nachhaltig mit grauregnerischen Tagen zu vermiesen. Jaja, ich weiß: Wetter ist immer. Aber Gottseidank auch Musik – und Albumtitel, die einen schmunzeln und nicken lassen. Denn genau so hängen wir doch grad mal ab, ohne viel Gehirnaktivität, in der Hoffnung, dass dies oder das einfach mal vorüber geht, ohne dass wir uns anstrengen müssen.
Lässigkeit aus jeder Pore – das macht das Album mit diesem ewig langen Titel „Sometimes I Sit And Think, And Sometimes I Just Sit“ aus. Fingerschnipsen, Händeklatschen, feine, ironische Texte. Megaphonattitüde („Gimme all your money, I´ll make some origami honey“) in „Pedestrian At Best“ trifft auf knarzige Gitarre, prokrastinierende Liebes- und Lebensweise („An Illustration Of Loneliness (Sleepless In New York)“). „Small Poppies“ ist dagegen so jenseits von Tempo, dass er sich schon bald als Gutenachtsong empfiehlt. Wer aber Lust auf Texte hat, folgt auf diesem Album einer im Jahr 1988 geborenen Frau, die genug Desillusion in sich trägt und scheinbar dem Leben entrückt all den Wahnsinn um sich herum beobachtet – und das sehr genau –, dennoch aber an die Liebe glaubt, und fast heimlich auch über sie singt.
„Depreston“ könnte man sich auch in einem kleinen angesagten Café vorstellen, dennoch wäre es keine schlechte Idee, träte Barnett damit vor Country-Folk-Kulisse auf. Der Traum vom eigenen Heim wird hier in all seiner Lieblichkeit zerlegt und wird eben von Preston zu Depreston. Stets weiß die Melbournerin auf ihrem Debütalbum derart auch textlich zu überzeugen, die One-Woman-Show ihrer ersten EPs funktioniert mit drei Mann starker Begleitung weiterhin sehr direkt und intim. Man hört ihr nicht nur gerne zu, man folgt auch ihren kleinen Geschichten mit Twists und Wendungen, die ihre Stimme und ihre Gitarre umspielen.
Nach ihren Anfängen in der von Dandy-Warhols-Drummer Brent DeBoer geführten Gruppe Immigrant Union begeistert Barnett solo mit ganz eigenem Stil, den sie immer wieder durchbricht, indem sie Tempo aufnimmt – das Leben in seinen Facetten spiegelnd. Wer selbstbewusste gebrochene Herzen („Dead Fox“) und aufrichtig erworbene Narben und Unsicherheit mehr („Debbie Downer“) mag als Hollywoodromanzen, ist hier richtig.