Viet CongViet Cong

Viet Cong – ein kurioser Name für eine kuriose Band? Nicht ganz. Der Name bleibt im Kopf, die Musik aber auch. Denn „Viet Cong“ bietet eine interessante Interpretation von modernem Punkrock.

Erinnert sich vielleicht noch jemand an Women? In dem Fall kennt man bereits einen gewissen Teil dieser Band: Als am 12. Dezember 2012 ihr Gitarrist Christoph Reimer im Schlaf starb, war es ein tragischer Moment für die Noiserock-Band aus Calgary. Doch waren ihre Mitglieder bereits nach einer Auseinandersetzung auf der Bühne im Oktober 2010 getrennte Wege gegangen: Sänger Pat Flegel spielte als Cindy Lee weiter, während Bassist Matt Flegel und Schlagzeuger Mike Wallace in verschiedenen Bands spielten, selbstgebuchte Touren unternahmen und Matt Flegel auch gelegentlich Teil von Chad VanGaalens Liveband war. Als Flegel und Tourgitarrist Scott Munro eines Abends im Rahmen einer VanGaalen-Tour in einem ganz besonderen Club in Wetzlar saßen, dachten sie sich, wie es doch wäre, eine eigene Band zu gründen – einfach einmal zu machen, worauf man Lust hat, eigene Ideen und nicht nur die von anderen umzusetzen. Wer in dieser Combo noch fehlte und sie perfektionieren könnte? Na, da war doch noch der Ex-Women-Schlagzeuger Mike Wallace, welcher dann natürlich ebenso dazustieß wie Gitarrist Danny Christiansen.

Viet Congs Sound nun knüpft stark an den von Women an, flirtet jedoch noch mehr mit verschiedenen Genres wie Post-Punk, Psychedelic und Surfrock. Es klingt anfangs etwas ungewohnt, wie die Songs gelegentlich flirren, stampfen und poltern oder ein zupfend-schrammeliges Mantra spielen, bis sich ein melodisches Muster entwickelt. Diese mehrstimmigen, rhythmischen Gesänge jedoch, die vertrackten Kompositionen, die Dissonanzen mit polternden, rauen Elementen und die verzerrten Riffs, die in himmlischen Melodien münden – sie alle entwickeln immer wieder eine außergewöhnliche Dynamik und Eingängigkeit.

Den Einen ist das vielleicht zu avantgardistisch, den Anderen mag das Schmutzige fehlen – aber irgendetwas fehlt ja doch immer … Viet Cong jedenfalls bestechen inbesonders mit ihrer Spielweise, die nichts von Naivität, eher etwas von Reife besitzt, ohne auch nur einen Hauch von Lässigkeit zu verlieren. So ist es nicht ganz abwegig, wenn die Spex ihren Sound wahlweise als eine „Liaison aus Animal Collective und Sunset Rubdown“ beschreibt oder, noch passender, „als treffe die Titelmusik des A-Teams auf die Gesänge der Beach Boys“. Mit diesem herausragenden Debüt dürften Viet Cong es aber bereits schaffen, selbst zur Referenz zu werden.

3 Kommentare zu “Viet Cong – Viet Cong”

  1. Phil sagt:

    Das erste Highlight im noch jungen Jahr! Die Rezension finde ich sehr treffend!

  2. Jimon sagt:

    Eine wirklich gute Platte. In dem Zusammenhang sei auch mal auf weitere artverwandte Bands aus dem Women/Viet Cong Umfeld hingewiesen, die in der letzten Zeit wirklich tolle Alben/EPs veröffentlicht haben und hierzulande bisher kaum wahrgenommen wurden. Zum Beispiel: Dories, Telstar Drugs, Un Blonde, Faux Fur, Ulysses Hellier.

  3. Freak Heat Waves könnte man auch noch in die Liste aufnehmen. Deren Debüt war von Chris Reimer produziert worden, ihr zweites Album ist gerade die Tage erschienen.

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