Chastity BeltNo Regerts

Mein Erstkontakt mit Chastity Belt war ihr wohlmöglich hässlichstes Promofoto des Jahres. Auch die Tracklist von „No Regerts” offenbart einen ziemlich pubertären, vaginalfixierten Humor – nennt man so etwas heutzutage Post-Riot-Grrrl? Erfrischender als maximal halbironisches, H&M-kompatibles Girlietum ist diese Attitüde auf jeden Fall. Ein gewisser Punk-Spirit zieht sich auch durch den ansonsten rechten wohlklingenden Gitarrenpop der von Walla Walla nach Seattle ausgewanderten Band. Sängerin Julia Shapiro mag zwar stellenweise klingen wie eine entnervte Victoria Legrand, wenn sie die Vokale ins Unendliche zerdehnt, anderswo packt sie aber auch immer wieder die launisch kieksende Kratzbürste aus. Die Gitarren dazu: ein wohlmoduliertes, Hochtöner strapazierendes Janglen, das seine Lektionen von den Feelies bis Real Estate gelernt zu haben scheint. Dabei beweisen Chastity Belt ein erstaunliches Gespür von Dynamik, das zwischen getragenem Midtempo und treibenderen, ja punkigen Stücken wesentlich mehr Variantenreichtum erzeugt, als das minimimalistische Setting der Band eigentlich zuließe. Das alles wäre jedoch nur halb so schön, hätten sich auf „Regerts” nicht klammheimlich einige der feinsten Indiepopsongs 2013er Jahrgangs eingeschlichen. Zwischen dem verträumten Eröffnungsstück „Black Sail” und dem ungleich ruppigeren Finale „Evil”, die nur rein zufällig als herausragende Beispiele herhalten müssen, schlummern viele kleine Perlen, die nicht zu entdecken eine Schande wäre.

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