Blickt man in das Gesicht von Charles Bradley, dann erkennt man all die Abzweigungen, Rückschläge und Hoffnungen, die sein Leben bisher begleiteten. Dieser Mann hat gelebt. Dass er zum gefeierten Soulhelden avancieren könnte, ist eine sympathische Anekdote über die Irrungen und Wirrungen eines Spätzünders. „Victim Of Love“ besitzt alle Insignien, die große Soulalben der Vergangenheit ausmachten: Groovende Rhythmen, pointierte Bläsersätze und Popappeal. Charakteristischstes Merkmal ist aber die Stimme, die durch Mark und Bein geht. Inhaltlich changiert das Album zwischen liebestrunkenden Schmachtfetzen („Strictly Reserved For You“) und vorsichtiger Politikanklage („Confusion“). Größtenteils ist das alles ganz großartig, auch wenn Bradley vorrangig einen rein nostalgischen Teppich ausrollt. Kein popkultureller Distinktionsgewinn also, trotzdem eines der bis dato besten Soulalben des Jahres.

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