IceageYou're Nothing

Als 2011 das Debütalbum von Iceage erschien, irritierte die ausgestellte Runenästhetik, der erste durch die Blogs geisternde Song hieß „White Rune“, militaristische Metaphern und das Outfit der Band taten ihr Übriges. Schnell wurde jedoch klar, dass es sich bei den vier Dänen mitnichten um eine Naziband handelte, vielmehr entstammen sie der umtriebigen, aber weitgehend unbeachteten Kopenhagener Punk- und DIY-Szene. „New Brigade“ schlug ein wie eine Bombe und die weltweite Kritik jubelte. Der ausgestellte „Dilettantismus“ des Punk, die Kälte von Cold Wave und Post-Punk, die Schnelligkeit von Hardcore sowie der harsche Krach von Noiserock verliehen „New Brigade“ ein völlig eigenständiges, hingerotztes Flair. Mit „You’re Nothing“ melden sich Iceage nun zurück.

So etwas wie ein Klicken, gefolgt von Brummen aus der linken Box, dann wird rechts eine Gitarre angeschlagen und sofort ist sie da: die Iceage-typische, klirrende Wall Of Sound. Die Gitarre wird anschließend raumfüllend, in die Mitte explodieren Schlagzeug und Bass – man möchte fast aufspringen und wild durch die Wohnung hüpfen zu dieser Musik. Aber Stopp! Sobald der Gesang von Elias Bender Rønnenfelt einsetzt, hat es den Anschein, als trete er merklich mehr in den Vordergrund anstatt gleichberechtigt in die von Iceage produzierte Soundwand integriert zu sein. Ein Eindruck, der sich im Nachhinein als so nicht ganz richtig erweist, aber dennoch zeigt, dass der Gesang zumindest gefühlt eine größere Gewichtung bekommt als auf dem Debüt.

Vom Duktus her bleibt Rønnenfelts Vortrag seiner aggressiven, gehetzten Grundhaltung treu, flirtet aber öfter mit gelangweiltem Singsang und lässt sogar so etwas wie Zerbrechlichkeit und Gefühl im nihilistischen Mahlstrom aufblitzen. Augenfällig wird dieser Wandel nach einem kurzen, den ersten beiden Songs folgenden instrumentalen Zwischenspiel im fantastischen „In Haze“ oder in der nicht minder guten Anti-Hymne „Morals“. Die Musik wirkt im Vergleich zum Vorgänger, der stellenweise ein wenig unfertig klang und der Band tatsächlich auch Kommentare wie „die sollten erst mal spielen lernen“ einbrachte, strukturierter, das Songwriting reifer, die Tempowechsel besser getimt, die Melodieführung ausgefeilter und – wer hätte gedacht, dass man dies einmal über Iceage sagen würde – poppiger.

Iceage machen auf „You’re Nothing“ einen nicht zu unterschätzenden Schritt nach vorne, auch in Richtung Professionalität. Dies geschieht durch die Verfeinerung ihres Sounds, allerdings ohne diesen zu verwässern oder sich selbst verraten zu müssen und, was das Beste ist, sie machen neugierig auf die Zukunft. Iceage könnten mit „You’re Nothing“ schon früh im Jahr eines der Gitarrenalben 2013 veröffentlicht haben.

2 Kommentare zu “Iceage – You’re Nothing”

  1. […] sich in einem gedanklichen Loop: The Men machen mit „New Moon“, ebenso wie Iceage mit „You’re Nothing“, im Vergleich mit deren Vorgängern noch einmal einen riesigen Schritt nach vorn, indem sie […]

  2. […] zum Beispiel im benachbarten Dänemark und speziell in Kopenhagen (um die exponiertesten Vertreter Iceage oder das Label Escho) existiert und dass sie daher isoliert – wenn das in Zeiten des Internet […]

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