HologramsForever

Holograms kommen aus Stockholm und sie werden nicht müde zu betonen, dass es dort aber auch so gar keine Post-Punk-Szene gibt, wie sie zum Beispiel im benachbarten Dänemark und speziell in Kopenhagen (um die exponiertesten Vertreter Iceage oder das Label Escho) existiert und dass sie daher isoliert – wenn das in Zeiten des Internet noch möglich ist – irgendwie ihr Ding durchziehen müssen. Ihr Ding durchzuziehen bedeutet auch, dass mit „Forever“ ihr zweites Album auf der New Yorker Post-Punk-Wave-Shoegaze-Institution Captured Tracks erscheint, die uns auch schon den industriellen Cold Wave von The Soft Moon, den Wave-Pop von Blouse oder den Shoegaze-Synthpop von Wild Nothing nahegebracht haben.

Ein Vergleich mit den Iceage drängt sich allerdings auch wegen der Intonation des Gesangs auf, vor allem die Phrasierung des Englischen von Elias Bender Rønnenfelt (Iceage) und  Andreas Lagerström und Anton Spetze (Holograms) können ihre Ähnlichkeit zueinander nicht leugnen. Während Iceage ihren juvenilen Nihilismus und ihren Frust in Aggression kanalisieren, agieren Holograms allerdings eher in der Nähe zum klassischen Joy-Division-Sujet der Introspektive, des Rückzugs und der Isolation. Das schlägt sich mit amphetaminöser Höhenbetonung natürlich auch im Klang der Musik nieder, im direkten Vergleich zum Vorgänger wirkt „Forever“ aber dennoch glatter produziert. Die Gitarren erreichen teilweise eine Dichte, die an frühe Interpol oder Editors denken lassen und das Bassspiel ist Hook-haft routiniert, dafür wird der nordisch kalte, rudimentäre 80er-Synthesizersound, der noch einige Songs auf dem Debüt prägte, zurückgenommen. Auch das paranoiahafte Moment, das auf „Holograms“ noch dauerpräsent war, tritt etwas zurück und es öffnet sich in mancher Hinsicht so etwas wie ein Raum zur Besinnung.

Dass „Forever“ jedoch nicht wie Interpol 2.0 oder ähnlich klingt, liegt zum entscheidenden Teil am Gesang von Lagerström und Spetze. Das ist zum einen Segen und zum anderen Fluch für Holograms: Ersteres, weil er noch vor der Musik das Alleinstellungsmerkmal der Band repräsentiert und auch für einige großartige Momente und Stimmungen sorgt; Letzteres, weil Lagerströms und Spetzes mauliger, aggressiver, frustrierter und pathetischer Vortrag auch aufgrund der Abmischung eine nicht zu unterschätzende Dominanz entwickelt und es manchmal nicht leicht fällt, ihm auf Albumlänge über die zehn Songs zu folgen. Dass am Ende von „Forever“ mit „Lay Us Down“, dessen Gitarren streckenweise fast sitarartig nach „Eight Miles High“ klingen, noch einmal die ganz große Pathoskeule ausgepackt wird, könnte man fast schon als liebgewonnene Tradition (wie beim Vorgänger „You Are Ancient (Sweden’s Pride)“) bezeichnen.

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