The FieldLooping State Of Mind
Axel Willner macht kein Geheimnis aus dem Geheimnis seines Erfolgs. Nicht nur sein neues Projekt Loops Of Your Heart, auch das dritte Album seines bekanntesten Alter Egos The Field trägt diese so trügerisch simple Technik im Namen. Der Loop, die Repetition, schon seit Ewigkeiten als tiefst effektives musikalisches Konzept bekannt, erhält von der Beschränkung menschlicher Kapazitäten befreit mit Maschinenhilfe das Potential zur Endlosreproduktion – die man sich von Willners modernem Dreampop manchmal tatsächlich wünscht.
Wobei es sich bei The Field schon länger nicht mehr um ein Ein-Mann-und-sein-Laptop-Unternehmen handelt, schon in seiner Zusammenarbeit mit !!! wurde klar, dass Willners ambiente Schleifen sich bestens in ein improvisationsfreudiges Bandgefüge inserierten. Battles-Maschinenmensch John Stanier war nur einer von mehreren Mitwirkenden auf dem 2009er Album „Yesterday & Today“, auch im Konzertrahmen besäten The Field als Band das fruchtbare Mischfeld, das neben z.B. Aufgang, Apparat, Brandt Brauer Frick, Cologne Tape oder dem Moritz von Oswald Trio auch seit Kurzem die Livetechno-Veranstaltungsreihe Cologne Sessions aufzeigt. Und es war eben in Köln, wo Willner in kollaborativen Sessions mit Dan Enqvist und Jesper Skarin an Percussions, Bass und Synth lange vorher präparierte Songskizzen in (einen) „Looping State Of Mind“ überführte.
Neu ist die darauf vollzogene Entwicklung also nicht, das dritte The-Field-Album besitzt aber im Vergleich zu seinem ohnehin unebenen Vorgänger eine neue Tiefenqualität. Die macht sich von Beginn an bemerkbar, wenn „Is This Power“ erst verhalten kickt, dann unter Lichtwellen mit nach und nach etabliertem Vollwucht-Beat und Basslauf erfüllendes Volumen aufnimmt. In der zweite Hälfte führt eine wabernde Verschnaufpause minimalstes Saitenspiel ein, das der souveränen Sphärenwolke mit Wiederaufnahme des Anfangsmotivs gegenstrichige Auflockerung verpasst. Wo auf „Yesterday & Today“ das Jammen mitunter fruchtlos überstreckt wurde, wirkt das Element Mensch hier weniger gewollt, vielmehr als organisch bereichernder Teil des Ganzen.
„Burned Out“ ist noch größer dimensioniert, seine schon individuell reichhaltigen Schichten spannen summa summarum ganze Welten auf, die ums emotionale Zentrum melancholisch verhallter Vocals kreisen. Doch die Krönung dieses Albums ist zugleich sein Titelstück, das in seiner Tragkraft wie eine Rockhymne von Stadionformat anmutet und dabei doch so delikat konstruiert ist. Eine gleißende Knarzwelle dröhnt erhaben durch den Raum, mitreißend umschwärmt von weitschrittigem Beat und verspielten Perkussionsfeldern. Kaum nimmt man anfangs wahr, wie darunter eine subtile Komplementärmelodie zum monotonen Basspuls entsteht; und als man sich dann gerade damit abgefunden hat, in diesem satten Schwebezustand für immer verweilen zu wollen, hebt die Hauptmelodie erst richtig ab.
„Then It’s White“ täuscht in entspannt-ambientem Pianospiel zu Vocalsample („just a dreamer“) schon das Finale an, bevor sich The Field mit dem beatfreien „Slow Baby“ auf nicht minder unerforschtes Terrain begeben. Was hier der Regelmäßigkeit des Loops folgt und was nicht, ist nicht mehr nachzuvollziehen, alles streckt und staucht sich in verschiedene Zeitrichtungen, fließt in- und auseinander, hypnotisiert elegant über eine Ewigkeit von neun Minuten. Leider ist diese auf so scheinbar simplen Loops basierende Musik derartig strukturiert, dass man sie nicht in Ewigkeit loopen könnte, ohne diesen Effekt zu verlieren. Egal, wie sehr man es sich auch manchmal wünschen würde.
Label: Kompakt
Referenzen: Walls, M83, Pantha Du Prince, Jörg Burger, Cologne Tape
Links: Homepage | Myspace | Albumstream
VÖ: 07.10.2011
Direkt nach dem Lesen die LP bestellt, Uli. Jetzt bin ich echt gespannt.
Weder technisch noch kompositorisch auf ueberragenden Level. Klar – loopy, hypnotisch, sehr athmosphaerisch – aber nicht extrem herausragend, schon gar nich im Vergleich zu frueheren Werken. 10% weniger haettens auch getan^^.
Liebe Gruesse!
[…] mit dickbäuchigen, aufgedunsen-hohlen Bässen abgefedert. So einen Track könnte man sich auch von The Field gut vorstellen. Gleiches gilt für „It’s Getting Late“, das auf sich exzentrisch-zickige […]