ABRAPrincess EP

ABRA reiht sich neben FKA twigs, Banks und Erykah Badu in die Riege innovativer Künstlerinnen ein, die seit einiger Zeit die so patriarchale und sexistische R’n’B- und Rapwelt erneuern: „Go tell them girls you can’t come for me/ Go tell the world they can’t come for me“. „Princess“ bringt akute Einordnungsschwierigkeiten mit sich. Steel Drums setzen den Beat bei „Vegas“ und „Crybaby“ und geben den Songs damit ein Retropopfeeling, das nach dem zwar melodischen, aber doch – raptypisch – basslastigen Eröffnungsstück „Come 4 Me“ ziemlich unerwartet kommt.

Der Titel der EP ist keineswegs eine Referenz an die Prinzessin auf der Erbse oder irgendwelche überstrapazierten Disneyfiguren. Stattdessen präsentiert sich die Frau aus Atlanta auf dem Cover mit gruseligem Pferd und nacktem Oberkörper in Gangsta-Pose. Ein fetter Bass mit melodischem Pluckern zieht sich durch den ersten Song des Albums. Wo andere sich kryptisch-minimalistisch inszenieren, lässt die Produzentin stattdessen dem Popeinfluss freien Lauf und versenkt sich zunehmend im Soundmeer.

„Crybaby“ zeigt ABRA verwundbar, ihre Stimme schwankt zwischen Anklagen und Verzweiflung. „Banging on the floor, I go up and down/ Banging in your walls, I go up and down“ – während Banks bei „Beggin For Thread“ um Halt flehte, lässt ABRA nicht locker und verliert sich hörbar in sich selbst und in ihrer zerfallenden Beziehung. Damit hält sie sich trotzdem nicht lange auf, direkt im Anschluss verpasst sie einem Homeboy gemeinsam mit Tommy Genesis einen musikalischen Korb. „I could be a lot of things but I ain’t your girl“, heißt es bei „Big Boi“ über einem Kendrick-Lamar-haft düsteren Gemisch aus alles einnehmender Basslinie und vocoderten Stimmfetzen. „Just because you big boy, I ain’t down for the licking“ – Erwartungs-Enttäuschen klang selten so tight wie hier.

Vom Umfang her wandelt das ihrem letztjährigen Debütalbum „Roses“ folgende „Princess“ mit sechs Songs zwischen EP und LP und es wäre bestimmt mehr drin gewesen. Aber warum sich den arbiträren Normen der Musikindustrie beugen, wenn auch in sechs Songs schon alles gesagt ist – zumindest zum einen großen Themenkomplex aus Liebe, Beziehungen und der ernüchternden Erkenntnis, dass beides endlich ist. Statt bei der Länge kann hier der einzige Schwachpunkt der sechs Songs ansetzen: Rein thematisch ist „Princess“ ziemlich eindimensional geraten. Insofern bleibt umso mehr zu hoffen, dass ABRA schon bald auf gleichem Niveau nachlegt, denn von solchen Songs hat die Welt bestimmt noch nicht genug.

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