Deptford GothSongs

Ein Name, der Zungenbrecher und Indikator zugleich ist: Deptford Goth, das ist schwierig auszusprechen und klingt nach Düsternis und Schwermut. Weit gefehlt ist dieser Eindruck nicht, denn schon auf seinem selbstbetitelten Erstling sparte der Londoner Daniel Woolhouse nicht mit bedeutungsschwangeren Texten und großen Gesten in Form von Pauken und Hall, die er gekonnt mit elektronischen Sounds und zeitweisem Autotune-Einsatz vermischte. Leichte, sphärische Klänge verpassten den alten Liedern ein musikalisches Antidepressivum und hielten sie so in der emotionalen Balance.

Diese Taktik setzt sich auf dem neuen, etwas inspirationslos betitelten Album „Songs“ fort, das abermals besonders mit seiner Produktion besticht. Melodien, Perkussion, Geräusche, Gesangsversatzstücke und Gitarrenakkorde wirken wie in einer Halle verteilt, in deren Mitte man steht. Umgeben von Sound weiß man gar nicht genau, wo man zuerst hinhören soll. „Listen to it slow, get slow/ the rhythm of life is an irregular beat“ – die Zeilen aus dem Eröffnungsstück „Relics“ sind programmatisch für die Platte. Mal kommt plötzlich eine Blockflöte dazu oder elektronische Streicher schweben für einen Refrain kurz vorbei, Woolhouse scheut auch leicht trashig anmutende Keyboardklänge nicht, die das Verschrobenheitsniveau der Platte weiter anheben. Im Ohr bleibt der Sound in jedem Fall schon ab den ersten Tönen, in denen „Relics“ mit einer infektiösen Melodik besticht.

Trotz der mitunter vielen Klänge bleibt „Songs“ auf weiten Teilen sehr minimalistisch, lediglich zurückhaltende Drumsounds und einzelne Claps leiten viele der Lieder ein und begleiten den Gesang, der wie in Manier des Dreampop schon allein für sich höchst introvertiert und fragil klingt. Zeitweise könnte man fast befürchten, Woolhouse würde ganz mit dem Singen aufhören, so schüchtern und zaghaft kommen Sätze wie „If you want me you can have me till the end of time“ aus seinem Mund. Ob seiner schönen Stimme wäre das natürlich ein Jammer. Die Worte „Soon we will be ghosts“ scheinen ernst gemeint zu sein, wenn der folgerichtig „Dust“ betitelte Song mit einem Fade-out endet, das man angesichts der vorausgegangenen Fragilität kaum noch für möglich gehalten hätte.

Auch 2014 bleibt Deptford Goth ganz bei sich und lässt die Außenwelt nur eher zufällig an den eigenen Kompositionen teilhaben. Mit „Songs“ ist ihm ein weiteres wunderschön unaufgeregtes und eingängiges Album gelungen, das intime Musikmomente schafft, ohne dabei zu weit in die Düsternis zu driften.

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