No AgeAn Object

Es ist nicht so, als wären No Age seit „Everything In Between“ unproduktiv gewesen. Neben Kollaborationen wie der vierzigminütigen „Collage Culture“ komponierten sie für mehrere Kurzfilme, sie widmeten sich dabei zunehmend der ambienten Seite ihrer Musik und vor allem deren Sounddesign. Auch für ihre erste Veröffentlichung auf Sub Pop in diesem Jahrzehnt machten sich Dean Spunt und Randy Randall Gedanken um das Wesen ihres Schaffens selbst: um seinen Klang, seine Form, Originalität, Entstehung und um die Entstehung des Objektes, das am Ende als Album den Weg in ein Abspielgerät findet.

„An Object“ steht am Ende eines Prozesses, den die Musikkreation nicht ganz begleiten konnte (Spunt und Randall kümmerten sich unter anderem alleine ums Verpacken sämtlicher Tonträger), der sie aber dennoch beeinflusst hat. Ihr Art-Rock klingt greifbarer und zugleich abstrakter denn je, ergießt sich nur selten so wie „C’Mon, Stimmung“ in gewohnte Unmengen von Verzerrung und Hall. Spunt machte bei den Aufnahmen ausgiebig von Kontaktmikrophonen Gebrauch, die nahezu jede Oberfläche zum Klangerzeugen nutzen. Sie sind es vermutlich, mit denen er in „Circling With Dizzy” rasant-trockene Perkussionselemente und in „Lock Box“ ein knappes Scheppern produziert. Noch weiter von einer typischen Rockband entfernt, grundiert „Defector/ed“ ein Quietschen oder Zirpen mit repetitiven Bassschlägen und einem flinken Schaben über Metall, das nur möglicherweise die enge Spiralform von Gitarrensaiten besitzt.

Gelegentlich wird das, was man hört, faszinierender als das Spekulieren darüber: „An Impression” bewohnt einen gar nicht mal so anderen Klangraum als die Strophen von Miguels „The Thrill“, bis Streicher beginnen, sich darüber zu umzirkeln. Mit dem einsam-sehnsüchtigen „Running From A Go-Go“, erneut geräuschhaltig von Zwitschern und Knattern eingerahmt, nähern sich No Age auch mehr denn je den von ihnen verehrten Disco Inferno an, die wie einige andere mit Post-Rock im ursprünglichen Sinne die Formen und Formate der Rockmusik sprengten.

Nicht nur auf ihrem Albumcover wirken No Age aber noch überschattet von der selbstauferlegten Konzeptlast, vor allem Spunts Vocals stehen der Elaboriertheit von Klanglandschaft und Instrumentarium in ihrer eindimensionalen Flachheit oft ablenkend gegenüber. Andererseits transzendieren Stücke wie „I Won’t Be Your Generator“ oder „A Ceiling Dreams of A Floor“ die gewohnte Form typischer No-Age-Songs kaum, so dass „An Object“ insgesamt zu einem mutigen, aber nicht gänzlich gelungenen Schritt auf dem Weg zur Selbst-Dekonstruktion wird.

Ein Kommentar zu “No Age – An Object”

  1. Pascal Weiß sagt:

    Stimme Dir voll zu, Uli. Hätte mir so gewünscht, dass sie eher wieder in Richtung „Weirdo Rippers“ gehen würden. Naja, zumindest live sind sie dann doch immer noch die No Age, die ich am liebsten mag.

Einen Kommentar hinterlassen

Platten kaufen Links Impressum