Local NativesHummingbird

Die Bandmitglieder von Local Natives sagen von sich selbst, sie verspürten immer den Drang, sich musikalisch weiterzuentwickeln. Man möchte nicht einfach wiederholen, was auf dem Debüt „Gorilla Manor“ gut ankam. Ob ihnen das auf ihrem zweiten Longplayer geglückt ist?

Ihrer Musik haftet eine gewisse melancholische Note an. Sie war schon immer beim Lagerfeuer am Strand zu Hause, dann wenn die Sonne langsam tiefer sinkt und einen ein kühler Windhauch näher zusammenrücken lässt – eben nicht per se die typische Bademusik. Daran hat sich glücklicherweise nichts geändert. Die Abenddämmerung hat mit „Hummingbird“ allerdings vollständig eingesetzt und die vier Musiker aus Los Angeles präsentieren uns elf gefühlvolle Folkrock-Balladen. Allesamt dunkler und ausgereifter als die Stücke auf ihrem Erstlingswerk.

Die Tatsache, dass Local Natives im Studio mit Aaron Dessner, Gitarrist und Keyboarder bei The National, zusammenarbeiteten, führte schon im Vorfeld dazu, dass viele Fans fürchteten, man würde sich zu sehr dessen Band angleichen. Dieser Vorwurf kann aber getrost zurück gewiesen werden. Sicher haben beide Gruppen eine elegische Grundstimmung inne, unterscheiden sich aber nicht zuletzt in den zentralen, komplett unterschiedlichen Gesangsstimmen.

Mit „You & I“ und „Heavy Feet“ werden gleich zu Anfang schon zwei Highlights rausgehauen. Der eine Song, den man die erste Minute noch schnulzig finden kann, entfaltet sich über seine restliche Dauer durch intensive Instrumentierung und den mitreißenden Gesang im Refrain so dermaßen, dass er einen danach erstmal verblüfft zurück lässt. Anschließend sofort vom schnellen aber behutsam gespielten Getrommel von „Heavy Feet“ mitgenommen, wird klar, dass man es hier schon mit erfahreneren Musikern zutun hat. Bereits gelesene Vergleiche wie „Die Grizzly Bear der Westküste“ sind nicht ganz aus der Luft gegriffen.

Jedoch wirkt der weitere Verlauf des Albums nach dem ersten Hördurchgang möglicherweise ernüchternd. Reduziert wirkt „Black Spot“, Akzente werden durch hallendes Klavier und eine zerbrechliche Stimme gesetzt. Ein ziemlicher Kontrast zu den vorangegangenen Songs, doch genau diese Zurückhaltung ist die neue Stärke der Local Natives. Wer dies zu schätzen weiß, wird die Ernüchterung schnell darauf durch Begeisterung tauschen können. Wundervolle Stücke wie das fragile „Colombia“, mit seiner besonderen Intimität, lassen dann auch noch The Antlers in den Sinn kommen.

Neben dem Gespür für Melodien ist vor allem der ausdrucksvolle Sänger Kelcey Ayer in jedem Song ausschlaggebend, der sich wie in „Colombia“ nun auch Themen wie dem Verlust geliebter Menschen widmet: „The day after I had counted down all of your breaths down until there were none.“ Eine beachtliche Weiterentwicklung, lyrisch und musikalisch – selten hat eine Band von einer Veröffentlichung zur anderen soviel an Tiefgang gewonnen.

4 Kommentare zu “Local Natives – Hummingbird”

  1. Phil sagt:

    Volle Zustimmung! Wirklich eine beachtliche Weiterentwickung, die die Local Natives da hingelegt haben. Ich hatte sie nicht auf der Rechnung, aber für mich persönlich bisher unter den stärksten Veröffentlichungen im noch jungen Jahr.

  2. Mac sagt:

    100%ige Steigerung gegenüber Gorilla Manor, da kann ich meinem Vorredner zur Zustimmen!

  3. Saihttam sagt:

    naja, so schlecht fand ich das Debüt jetzt auch nicht! Aber die neue Platte ist schon ziemlich gelungen, das stimmt.

  4. Phil sagt:

    Schlecht war das Debut keineswegs, das stimmt, und wollte ich mit meinem Kommentar nicht abgestritten haben :-)

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