Sie: „I don´t understand what´s wrong.“

Er: „I can´t talk to you!“

Sie: „Why can´t you talk to me?

Er: „Because you´re running around. You´re too busy…“

Sie: „Listen. I´m trying to follow my dream.“

Er: „Follow your dream! What about me? What about me? You don´t listen to me no more. You listen to nothin´ I say.“

Sie: „I´m listening to you.“

Er: „Look at that. You´re talkin´ when I´m talkin. Stop talkin when I´m talkin´.“

Sie: „I´m listening to you.“

Er: „Stop now talkin´. Stop now talkin´! You don´t show no respect! Stop now talkin´!“

Der Streit eskaliert. Donnergrollen am Horizont. Regen prasselt gegen die Fensterscheiben. Synthiespielereien kosten im Anschluss die Ungewissheit sieben Minuten lang aus. Erst danach schält sich mühsam eine Melodie aus dem Chaos, Drones nehmen Form an und dann beginnen diese kleinen, rumpelnden Liebeslieder des Dean Blunt. Schon bald wird man gewahr, dass der bizarren Zerbrechlichkeit dieser Stücke eine enorme Eingängigkeit entgegensteht. Und so bieten die Songs trotz ihrer Widerspenstigkeit, ihrer Brüche und Pausen beinahe alles, was gute Popmusik eigentlich braucht.

Dass der Streit eines Paares auf Außenstehende einen gewissen Reiz ausüben kann, bedurfte eigentlich keines weiteren Beweises mehr. Blunt tritt ihn dennoch an und bettet seine Songs auch thematisch ins Zentrum dieser Szenerie. So kommt „The Narcissist II“ quasi im Hörspielgewand daher und man kann ganz beiläufig miterleben, wie dieses Paar zerbricht. Blunt gelingt es dadurch, eine extreme Nähe aufzubauen. Und nebenbei zündet er ein Tischfeuerwerk überbordender Phantasie. In seinen besten Momenten erinnert Blunt auf diesem 30-minütigen Tape an How To Dress Well oder Dirty Beaches und scheut sich nicht, seine Liebe für Soul und R´n´B preiszugeben. Erst im letzten Jahr hatten The Weeknd oder Frank Ocean diesem Genre neues Leben eingehaucht und nun reißt Blunt ihre glitzernde, funkelnde Fassade wieder herunter und entblößt diesen Musikstil als ein brüchiges Experimentierfeld.

Gegen Ende, inmitten der bedrückendsten, bedrohlichen Atmosphäre, brechen dann vielleicht die schönsten Minuten dieser halben Stunde an, denn plötzlich setzt eine zarte, klare Frauenstimme ein, bevor Blunt allen ernstes in die Runde fragt: „Do you recognize Inga?“ – gemeint ist Inga Copeland. Und bezeichnenderweise werden Hype Williams im Moment der endgültigen Trennung vereint und es verschwimmen die Grenzen zwischen Innen und Außen, wenn Blunt ihr entgegnet „Come closer girl.“ Letzten Endes ist dieses wohlgemerkt kostenlose Solotape aber nicht nur ein großes Vergnügen, sondern auch ein wunderbarer Einstieg in den Kosmos dieses Künstlerpaares. Nie war so leicht zu den schizophrenen Klangexperimenten dieser beiden hinabzusteigen, denn zwischen all den vergossenen Tränen und Telefongeräuschen verbergen sich richtige Songs – griffiger und eingängiger, als es die Soundcollagen von Hype Williams jemals waren. Auch ihr neues Album „Black Is Beautiful“ tritt keinen Gegenbeweis an …

76

Label: Eigenveröffentlichung

Referenzen: Inga Copeland, Dirty Beaches, How To Dress Well, The Weeknd, Sun Araw

Links: Download

VÖ: 19.02.2012

2 Kommentare zu “Dean Blunt – The Narcissist II”

  1. […] Seit Anfang der 90er soll sie hier und da Kunst unters Volk gemischt haben, bis schließlich Dean Blunt und Inga Copeland ihren Part übernahmen und ein paar Jahre unter diesem Pseudonym Musik […]

  2. […] in diese Veröffentlichung setzt. Bereits im vergangenen Jahr hatte das Label den Vorgänger „The Narcissist II“ wiederveröffentlicht, der zunächst als kostenloses Mixtape erschienen war. Es war ein […]

Einen Kommentar hinterlassen

Platten kaufen Links Impressum