Im Winter kommt man mit dem gefühlten Wissen aus dem Bett, dass der Tag nach der Arbeit schon so gut wie gelaufen ist. Im Sommer ist das ganz anders. T-Shirt, kurze Hose und die Sonne im Nacken. So schnell lässt sich dort kein Wässerchen trüben. Ein Klischee, auf das viele Bands abzielen, aber welches nur von wenigen so gekonnt umgesetzt wird wie vom Schweden Eric Berglund, der sich hinter ceo verbirgt.

Im Grunde zeigt Berglund hier, wie einfach wohldurchdachte Musik doch klingen kann. Haben dieses Kunststück im letzten Jahr schon Passion Pit mit vielen 80er-Referenzen und ordentlich Rückenwind vollbracht, kommt man auch im Falle von ceo nicht daran vorbei, das eigentlich leidliche Wort „Sommerhit(s)“ in den Raum zu werfen. Berglund schafft dies zum einen mit einer ganz selbstverständlichen Art, Melodien scheinbar so aufzugreifen wie sie ihm gerade in den Sinn kommen. Zum anderen aber auch damit, seine Kompositionen mit irrwitzigen (Sample-)Ideen auszustaffieren und dadurch spannend zu halten.

Im Unterbau ist „White Magic“ zumeist der Elektro-Pop, den man auch ähnlich gelagert von seinem anderen Projekt The Tough Alliance kennt. Mit dem beinahe klassischen „Oh God, Oh Dear“, dem Opener, der seinen Namen auch verdient und dem Abschlusstrack versucht Berglund zudem, neue Facetten aufzugreifen. An der Oberfläche stehen die grandiosen Melodien über allem und kommen so naiv, aber dadurch auch so unverbraucht daher, dass es eine wahre Freude ist. „Illuminata“ ist einer dieser Fälle, so holt einen der Song  in seiner gellenden Euphorie zum Glück alles andere als auf den Boden der Tatsachen zurück. Von wegen „Highway to Reality“. Anti-Eskapismus ist hier zumindest für den Hörer nicht angesagt. Auch wenn Berglund sein Heil in der Realität sucht („I finally touched life and it was all so clear“), nutzt man ceo gerne, um Musik das sein zu lassen, was sie ist. „White Magic“ ist der frische Wind, den man bei heißen Temperaturen mehr als nur gut gebrauchen kann und somit eine kurzweilige Ablenkung.

74

Label: Sincerely Yours

Referenzen: The Tough Alliance, The Radio Dept., Passion Pit, Delorean, jj

Links: Homepage, Label

VÖ: 29.06.2010

2 Kommentare zu “Rezension: ceo – White Magic”

  1. Bastian sagt:

    Bei allen berechtigten Einwänden (zu kurz, das letzte Lied auf Schwedisch hätte vielleicht nicht sein müssen) ist das trotzdem immer noch mein Pop-(Mini-)Album des Jahres. Alleine „White Magic“ und „Come With Me“ sind sowas von göttlich.

  2. […] damals noch anonymen jj vom genialen Göteborger Label Sincerely Yours, welches uns dieses Jahr mit ceo ein ähnlich exzellentes Werk bescherte, das mühelos schöne Debütalbum “jj n° 2″ in […]

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