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auftouren: Wie lange haben die Arbeiten zu Deinem Debüt gedauert?

Karo: Eigentlich ging’s ganz schnell. Ich habe für die einzelnen Spuren meistens höchstens drei Anläufe gebraucht und es ist fast alles an einem Stück durchgesungen und -gespielt. Aber weil ich, was das Aufnehmen angeht, nicht so diszipliniert bin, hat sich das ganze dann doch fast zwei Monate hingezogen.

auftouren: Wie sind Deine Lieder eigentlich entstanden? Sitzt Du zuhause mit einer Flasche Rotwein und einem Notizblock oder kommt das intuitiver?

Karo: Die erste Version scheidet schon mal aus, weil ich sehr wenig Alkohol trinke und schon gar nicht zuhause.
Die Lieder entstehen vielmehr aus dem Moment heraus. Meistens, wenn ich Gefühle verarbeiten muss. Dann geht es sehr schnell und Gitarre, Stimme und Text finden von ganz alleine zusammen. Ich weiß dann zwar trotzdem, worum es geht, aber das alles ist schon sehr intuitiv.

auftouren: Ich habe nicht selten im Bezug auf Konzerte von Dir das Wort „Seelenstriptease“ gelesen und auch Dein Album vermittelt ja eine ziemlich intime Stimmung. Fällt es Dir leicht Dich so zu öffnen vor anderen Menschen?

Karo: Das fällt mir in der Tat sehr leicht. Früher war das anders, aber je älter ich wurde, umso mehr habe ich gemerkt, dass Ehrlichkeit und Offenheit keinen Raum für Spekulationen lassen und einen sogar ziemlich unangreifbar machen. Ich gebe, was ich habe und was ich bin, und wem das nicht gefällt, der muss ja meine Musik nicht hören.

auftouren: Wie bist Du auf die tolle Idee gekommen „Song 2“ auf die „Wonderwall“ Akkorde zu singen? Weißt Du schon, ob es davon jemals eine Studioversion geben wird?

Karo: Ich wusste erst gar nicht, dass das die Akkorde für Wonderwall sind. Ich singe noch andere Lieder darauf, weil es sehr schöne Akkorde sind. Ursprünglich sogar Milkshake von Kelis – das hatte nämlich Tiger Saw in eines seiner Lieder eingebaut. Und das war lustigerweise auch einer der Anstöße, warum ich überhaupt anfing, wieder Musik zu schreiben, nachdem ich das jahrelang nicht getan hatte. Da ist mir zum ersten Mal richtig bewusst geworden, dass ich nicht einzigartig sein, sondern nur etwas geben muss, das mir etwas bedeutet.

auftouren: Wie fühlt es sich eigentlich an, wenn Songs, die man vorher sehr häufig live gespielt hat, auf einmal in einer finalen Version hört, die dann auf CD gepresst wird? Bist Du da eher pingelig und willst jedes Detail genau nach Deinen Vorstellungen?

Karo: Je länger die Aufnahmen zurück liegen, umso seltsamer wird es. Da ich die Lieder zuhause aufgenommen habe und niemand außer mir und dem Freund meiner Schwester, der die CD in meinem Beisein gemastert hat, daran herum geschraubt hat, gab es aber nie einen Punkt, an dem ich von meinen eigenen Lieder überrascht worden wäre. Also, zumindest nicht durch die Aufnahmen.
Ich bin nicht perfektionistisch, deshalb gibt es auch den ein oder anderen Fehler auf der CD. Wenn mir eine Aufnahme gefallen hat, dann wusste ich, jetzt ist es gut und dann wird das nicht noch einmal gemacht. Aber ich bin schon ein wenig pingelig, was das Gesamtbild angeht und deshalb wollte ich die Lieder lieber so direkt wie möglich lassen und sie nicht von einem Produzenten, der von meinen Gefühlen keine Ahnung hat, unnötig aufbauschen lassen, damit sie sich künstlich beim Hörer einschmeichelt.

auftouren: Du nutzt selber viel das Internet als Mitteilungsmedium, neben myspace hast Du sogar noch einen eigenen Blog, eine Homepage (und natürlich noch die Pflege von Klaus). Glaubst Du, dass es für junge Musiker heute eher schwieriger oder einfacher ist eine breite Masse von Hörern zu erreichen?

Karo: Das ist schwer zu beantworten. Ich denke, dass sich Qualität nach wie vor durchsetzt und dass viele kleinere und mittelgroße Acts bessere Chancen haben gehört zu werden und auch Gigs zu buchen. Aber dadurch wird man auch ein wenig überflutet und es ist schwerer als Hörer aus der Masse das herauszufiltern, was einem gefällt. Es hat sich also viel geändert, aber es ist wahrscheinlich nicht wirklich besser oder schlechter geworden.

auftouren: Ich habe an einer Stelle gelesen, dass eine Initialzündung zum Musik machen für Dich ein Cat Power Konzert war. Welche Rolle spielt der Einfluss anderer Musiker für Dich? Welche Einflüsse hast Du noch neben Cat Power?

Karo: Andere Musiker spielen eine große Rolle. Einmal wegen ihrer Musik – wenn man keine Musik hören würde, könnte man schließlich auch keine machen. Man merkt, was einem gefällt und im besten Fall macht man dann auch solche Musik und erweitert sie um seine eigenen Note. Da sind meine weiteren Vorbilder ganz klar Feist (besonders wenn sie alleine Auftritt), Jeff Buckley, Low, Broken Social Scene, Songs: Ohia und noch viele mehr.
Auf der anderen Seite war es wichtig für mich, Cat Power live und somit als Mensch zu erleben, weil jeder im Raum sehen konnte, wie kaputt diese Frau war. Sie war schon vor dem Konzert total betrunken und es wurde währenddessen nicht besser. Sie konnte am Schluss nicht mehr alleine laufen. Da habe ich dann verstanden, dass Künstler nicht die perfekten Menschen sind, wie sie uns in den Medien immer vorgegaukelt werden. Das hat mir dann sehr viel Angst vorm Auftreten genommen, denn ich war früher so nervös, dass ich auf der Bühne kaum stehen konnte.

auftouren: Welche Alben aus dem Jahr 2009 haben Dich denn bisher begeistert?

Karo: Am besten gefällt mir bis jetzt „Two Suns“ von Bat For Lashes. Ich habe sie sogar für on3radio interviewen dürfen und das hat mich nur noch mehr darin bestätigt. Zum anderen noch „A Mouthful“ von The Do, was aber für mich nicht so richtig zählt, weil ich das Album von einer französischen Freundin schon lange vor dem deutschen Releasetermin bekommen habe.

auftouren: Wie sehen Deine weiteren Pläne für dieses Jahr aus?

Karo: Sie sehen aus wie immer: gar nicht. Ich selbst plane nichts. Ich warte auf Konzertanfragen und beantworte alle Mails, die ich bekomme, so freundlich und schnell wie möglich. Aber andere Menschen haben inzwischen angefangen, ein wenig für mich zu planen. Deshalb kann ich schon verraten, dass am 21. September meine CD erneut veröffentlicht wird und zwar auf Normoton, und dass meine neue Booking-Agentur hoffentlich noch eine kleine Tour für Oktober auf die Beine stellen kann.

Karos Blog, myspace, Website

3 Kommentare zu “Special: Schönheiten aus dem Inland: Karo (II) – Das Interview”

  1. dominik sagt:

    die gute karo kommt aus meiner heimat schweinfurt. sehr schönes interview! und ich muss hier gleich mal werbung für eine weitere band aus meiner heimat machen. signals to aircraft. eine mischung aus the weakerthans und pavement! das album gibts übrigns als kostenlosen download über http://www.signalstoaircraft.com/

    vielleicht könnt ihr über die ja auch mal berichten ;)

  2. Pascal sagt:

    @Björn: Tolles Interview! Kommt sehr sympathisch rüber, die Karo. Und hat sich anscheinend echt ne Menge Zeit genommen für die Fragen, super Sache.

    Interesant, was ein Konzert von Cat Power so alles bewegen kann bzw. wie das Denken eines Individuums in diesem Moment zu völlig neuen Schlüssen geleitet wird.

  3. Felix sagt:

    Jap, sehr schönes Interview :)

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