012Es ist ein Mittwoch Abend im „Gebäude 9“ in Köln, an dem gar nicht lange gefackelt wird. Nach einem anfangs amüsierenden, zum Ende hin aber nicht nur in seinem Witz leicht monotonen Gig der „Golden Helmets“ dürfen sich die Besucher auf drei durchgeknallte Herren aus Memphis, Tennessee freuen, die sich das „zurückhaltende“ Ziel gesteckt haben, in knapp 50 Minuten zumindest die halbe Diskographie auf den verdutzten Zuschauer einzuprügeln. Der Plan geht von Beginn an auf: Das Trio hetzt von Song zu Song, schraubt die Geschwindigkeit der auch schon im Original nicht gerade schleichenden Songs noch ein ganzes Stückchen hoch und kämpft sich ohne auch nur irgendeine Art von Pause durch das gesamte Set.

021Eine Hierarchie in der Setlist ist an keiner Stelle auszumachen, reihen sich die Songs der 2007 erschienenen „Blood Visions LP“ doch gleichberechtigt neben den womöglich bekannteren Titeln der letztjährig veröffentlichten Collections Singles 06/07″  und „Matador Singles“  ein. Der Besucher kommt derweil voll auf seine Kosten: Die Mähnen werden traditionell über die volle Distanz exzessiv durch die Luft geschwungen, sodass sich der Gesichtsausdruck der Protagonisten für das komplette Set nicht mal ansatzweise erahnen lässt, manch einer zählt die Saiten, um den Bassisten von dem Gitarristen zu unterscheiden und einige hämmern eh längst wild und mit entschlossenem Gesichtsausdruck auf den Bühnenansatz.

031Ob „Fading All Away“, „Letting It All Go“ oder der Opener „Ugly Death“, die Band liefert zu keiner Zeit Gründe zur Kritik, sondern spielt sich vielmehr in einen Rausch, lässt die Songs wie gewohnt durch das Fiepen der Gitarre ineinander übergehen und sehnt sich seltsamerweise nie nach dem Applaus der staunenden Zuschauer, sondern gibt konzentriert den strammen Kurs vor. Am Ende angekommen bleibt das große Bad in der Menge aus, die Band hat es augenscheinlich auch jetzt noch verdammt eilig. Die Zuschauer begreifen recht schnell, dass die geforderte und sehnlichst erwünschte Zugabe diesen Abend ausbleiben wird. Aber eigentlich war ja auch eh schon alles gesagt…

3 Kommentare zu “Live Review: Jay Reatard in Köln im Gebäude 9 (18.03.2009)”

  1. Pascal sagt:

    Scheint ganz so als würden sie in Zukunft nicht mehr mit der gleichen Besetzung spielen:

    http://twitter.com/jayreatard/status/4652767785

  2. […] blickte man am 13. Januar drein, als bestätigt wurde, dass Jay Reatard (wer mag, kann sich hier gern mit den letztjährigen Konzerteindrücken aus Köln vertraut machen) im Alter von gerade mal […]

  3. […] ebenso plötzlich wie sich das Leben des im Januar im Alter von 29 Jahren im Schlaf verstorbenen Jay Reatard dem Ende zuneigte, bricht auch das ihm gewidmete „He Would Have Laughed“ ab und gibt der Last […]

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