Ein klein wenig lustig war es schon: Da kommuniziere ich morgens noch per ICQ mit meinem Cousin Dirk, tausche traditionell die wichtigsten Comunio-News aus und teile ihm mit, mich gleich in die Richtung seines Heimat- und Wohnortes Bocholt aufzumachen, woraufhin er recht erstaunt reagiert, was ich denn da wolle? Es dauerte eine Weile, bis wir beide merkten, dass wir für das Wochenende wohl die gleichen Pläne haben. Etwas verdattert aber voller Vorfreude verabredeten wir uns sogleich für halb acht im Zelt, es sollten schließlich die Fleet Foxes spielen. So machte ich mich mit Andi, die schon lange die Vision eines verregneten Haldern im Kopf hatte, auf den Weg. Bis zur Autobahnabfahrt „Hamminkeln“ lief seltsamerweise auch alles wie geschmiert. Also ohne Stau und so. Dann aber das erste Hindernis. „Bitte verlassen Sie die Autobahn und fahren in Richtung Hamminkeln, Bocholt weiter.“ Ist ja schön und gut, aber wie es so kommen musste, erstrahlte vor einem das Straßenschild, das mit breitem Grinsen die beiden Richtungen vorgab. Ein Pfeil nach links Richtung Hamminkeln, und, wie wäre es anders möglich, ein Pfeil nach rechts Richtung Bocholt. Na gut, jetzt stehen die Chancen 50:50, sollte man annehmen. In Wirklichkeit stehen sie wohl eher aussichtslos bei 0:100, das lehrt einen zumindest die Erfahrung. Nachdem wir nun ca. 20min einige Male im Kreis gefahren sind, waren wir endlich wieder an der besagten Autobahnabfahrt. OK, andere Richtung. Map24 gab vor, nach 2,46km links abbiegen zu müssen. Die erste Gelegenheit bot sich nach 1,9km, die konnte es nicht sein, oder? Schade, dass von nun an knappe 8km keine einzige Möglichkeit bestand, abzubiegen. Dieser Umstand konnte dann sogar die sonst so ruhig und friedlich in sich gekehrte Andi in den Wahnsinn treiben. Aber wenigstens haben wir es im Endeffekt ja doch gefunden, sind halt 30km zu viel gefahren, aber vor dem Hintergrund, dass die Spritpreise an dem Tag um 2cent gefallen sind, war das ja kein großes Problem. Außerdem war es ja eh Andis Tankfüllung;) Und lieb hatten wir uns ja trotzdem noch…

Einmal angekommen, haben wir ein gemütliches Plätzchen neben dem – wie sich erst später herausstellen sollte – Müllcontainer gefunden, da war logischerweise auch noch reichlich Platz. Außerdem sollte sich im Laufe des Wochenendes herauskristallisieren, dass der Platz für dringende Bedürfnisse, die zumeist durch reichlichen Bierkonsum ausgelöst wurden, bestens geeignet war. Allerdings auch für alle anderen;( Aber wir wollen ja nicht meckern, schließlich hatten wir überaus nette Nachbarn, mit denen wir uns nicht nur das ein oder andere Getränk teilten, sondern auch sonst eine Menge Spaß hatten.

Danke auch an Heiko, der uns geraten hat, möglichst früh am Zelt zu sein, wenn wir unbedingt eine bestimmte Band sehen wollten. Da ja schon nach kurzer Zeit die Fleet Foxes und Yeasayer auf dem Programm standen, fanden wir uns recht schnell in der schon angewachsenen Schlange vor dem Eingang zum Zelt wieder. Hätte auch nur einer von uns Zweien mitgedacht, hätten wir den auf uns niederprasselnden Regen mit ein paar Kannen Bier vertreiben können, so blieb uns nichts anderes übrig, als ca. 45 Minuten auf dem „Trockenen“ zu sitzen;)

Erst einmal im Zelt angekommen, dauerte es nur wenige Minuten bis zum Auftritt von Norman Palm. Und obwohl dieser wirklich sehr gelungen war, stand er natürlich im Schatten der darauffolgenden Fleet Foxes, die nach anfänglichen technischen Problemen, aber einem völlig grandiosen vier-stimmigen A-Cappella-Intro ihre ganze Qualität ausspielten. Als dann auf „White Winter Hymnal“ auch noch direkt „Your Protector“ folgte, war die erste Gänsehaut des diesjährigen Haldern besiegelt.

Die Umbauarbeiten vor dem Auftritt von Yeasayer wurden konsequent dazu genutzt, die ersten Biere wegzubringen. Und da ich selbstverständlich nicht der einzige war, konnte ich mich erst einmal wieder hinten anstellen. Das Warten vor den Dixis sollte aber dennoch seine Vorzüge haben, denn welcher andere Platz könnte sich wohl als geeigneter herausstellen, um Gleichgesinnte zu treffen? So kam ich mit Richard und Daniel über The Velvet Underground und den besagten Yeasayer eher zufällig ins Gespräch. Da man sich aber blendend verstehen sollte, wurde von nun an nahezu jedes Konzert zusammen angeschaut. Solch sympathische Jungs finden sich auch nur bei solchen Gegebenheiten;)

Während wir uns dann das tolle, linear an Energie und Faszination gewinnende Konzert ansahen, kam per SMS die Nachricht von Dirk, dass er mit seinem Kollegen Michael, im Folgenden kurz mit „Cowboy“ abgekürzt, immer noch draußen in der Schlange stünde. Das muss wohl Frust gewesen sein. Da half es auch nicht, dass ich ihm später erzählen konnte, wie toll der Auftritt der Fleet Foxes war. Ich glaube, er wollte es auch einfach nicht hören…

Nachdem wir uns dann per Handy doch noch auf einen Platz verständigen konnten, wo wir uns treffen, umfasste die Gruppe mit Richard, Daniel, Dirk, Cowboy, Andi und mir auch schon 6 Leute, die sich mehr oder weniger gemeinsam das Flaming Lips-Konzert anschauten, nachdem ich doch ziemlich lange beim Plattenstand von Greenhell verweilte. Auf dem Rückweg zum Zelt ließen sich dann die ersten Töne des Überraschungsauftrittes von Fettes Brot wahrnehmen, während einige Festival-Besucher fluchend vor dem Eingang standen und inzwischen auch innerlich mit der Vision, da noch hineinzukommen, abgeschlossen hatten.

Der Tag danach sollte zumindest band-technisch gesehen für mich nicht so interessant werden, da ich mir nur die beiden Auftritte von Lykke Li und Loney, Dear vorgenommen hatte. Und während Andi mit den Nachbarn aus Bayern einen nach dem anderen trank, blieb mir endlich mal wieder Zeit für ein ausgedehntes Gespräch mit Dirk, das wir in der Form aus Zeitgründen schon lange nicht mehr haben führen können. Und natürlich tauchten dann passend zum Loney, Dear-Konzert auch Andi, Richard und Daniel auf, so dass wir dieses so verdammt ehrliche Musikereignis zusammen genießen durften.

–> Teil 2

Ein Kommentar zu “Auf Touren: Haldern Pop 2008 – Teil 1”

  1. Bernhard sagt:

    Danke für das Lob:
    „schließlich hatten wir überaus nette Nachbarn, mit denen wir uns nicht nur das ein oder andere Getränk teilten, sondern auch sonst eine Menge Spaß hatten.“

    – Das hört man immer gern!
    Das Foto von Andi und mir ist ja auch wirklich cool geworden!

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