Zurück in die Zukunft

Die Extreme sind ausgelotet, die Möglichkeiten ausgeschöpft. In der Rockmusik wurde nahezu alles versucht. Bands wie Animal Collective oder Fantomas übertreffen sich in ihrer Verrücktheit, auf der Suche nach einer unbesetzten Nische. Dabei kann es so einfach sein, den Musikfreund des 21. Jahrhunderts mit einer explosiven Mischung zu überraschen. Es bedarf nicht viel mehr, als einem geschickten Diebstahl bei den richtigen Bands. Die Kanadier von Black Mountain bedienen sich mit ihrem zweiten Werk “In the Future“ am Besten der späten Sechziger und frühen Siebziger und katapultieren es, mit ihrer eigenen unwiderstehlichen Note versehen, ins Hier und Jetzt.

Die scheppernden Becken und tonnenschweren Gitarrenriffs eines “Stormy High“, bei denen unverkennbar Jimmy Paige Pate stand, bilden den Auftakt einer intensiven Geisterbeschwörung. „Come on, lay your Halo down“ heisst es zu Beginn des psychedelischen “Angels“. Es klingt wie eine Bitte von Sänger Stephen McBean an die großen Namen der Rockgeschichte, sich an ihren unvergesslichen Hymnen vergreifen zu dürfen. Das zu Beginn stürmisch-gallopierende “Tyrants“ schafft den Spagat zwischen Led Zeppelin und King Crimson und verbeugt sich mit einem an “Epitaph“ erinnernden Mittelteil ehrfürchtig vor jenen Pionieren des Progressive-Rock. Und wenn die fünf Kanadier mit dem hypnotisch meandernden Basslauf von “Wucan“ schließlich Pink Floyd zitieren, sind die guten Geister endgültig versammelt. Bei diesem psychedelischen Rundum-Sorglos-Paket darf natürlich auch die beliebte Hammond-Orgel nicht fehlen, die den meisten Songs eine zusätzliche Ebene verleiht.

Vor allem ist es allerdings die Symbiose aus trockenem Groove, ausschweifenden Melodiebögen und druckvollen Drums, die “In the Future“ aus der Abhängigkeit der großen Vorbilder befreit und den Hörer ohne einen einzigen Ausfall knapp eine Stunde lang in ihren Bann ziehen kann. Und dann wäre da noch die Zweite Stimme Amber Webber, deren zerbrechliches und angenehm verstörendes Zittern im Organ den perfekten Kontrast zu Stephen McBeans Unaufgeregtheit bildet.

Ganze 16 Minuten fiebern die mehrstimmigen, mantraartigen Gesänge dem Höhepunkt von “Bright Lights“ entgegen und legen dem finalen “Night walks“ den roten Teppich aus. Mit einer gänsehautdicken Schicht Hall auf der Stimme und unterstützenden Chören errichtet Amber Webber eine Treppe zum Himmel und lässt die Geister, die das kanadische Quintett um Mithilfe bat, schlussendlich ihre Ruhe finden. Bis zum dritten Album dürfte dies dann auch so bleiben.

8.7 / 10

Spieldauer: 57:22

Label: Jagjaguwar / Cargo

Referenzen: Led Zeppelin, Pink Floyd, King Crimson, Wolfmother

Links: Homepage, Jagjaguwar, MySpace

: 25.01.2008

Ein Kommentar zu “Review: Black Mountain – In The Future (2008)”

  1. […] Anti-Pop Consortium, Lee Field & The Expressions, Get Well Soon, The Raveonettes, Gui Boratto, Black Mountain, De La Soul, Dum Dum Girls, Simian Mobile Disco, Deadelus, The Very Best, Carl Craig, Cunningham, […]

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