Fontaines D.C.A Hero's Death
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Label:
Pias / Partisan
VÖ:
31.07.2020
Referenzen:
The Fall, Shame, Protomartyr, Girl Band, Ought, Viagra Boys
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Autor: |
Kai Wichelmann |
Im letzten Jahr veröffentlichte die Gruppe um Frontmann Grian Chatten mit „Dogrel“ ein bemerkenswertes Indie-Rock-Debüt, das vor allem die Poesie und die Charaktere der stolzen Stadt Dublin ausstellte. Trotz vieler Post-Punk-Hymnen, die durch Ihre repetitiven Muster oft an The Fall denken ließen, besaß die Band schon früh Eigensinn.
Das lag zu einem großen Anteil auch an der Belesenheit und dem lyrischen Anspruch der Gruppe, die in ihrem künstlerischen Selbstverständnis stark von irischen Beat-Poeten wie James Joyce beeinflusst ist – und daraus von Anfang an eine sehr speziell gefärbte Tonalität an den Tag legte. Lyrik, aus der die Stücke entstehen, Texte, die niemals nur Beiwerk sind. Das Debüt wurde zum Erfolg, die Gruppe geriet in den Sog des schnellen Durchbruchs, es gab kommunikative Spannungen zwischen den Musikern. Die Frage, die sich stellte: Wie weitermachen? Die Iren haben sich für einen zunächst schwierig erscheinenden Weg entschieden. Es gibt deutlich weniger Hits auf „A Hero’s Death“. Die Stücke sind introspektiver, langsamer, treten auf der Stelle. „I don’t belong to anyone“, kräht Chatten dem Hörer im gleichnamigen Opener entgegen, einem sperriges Midtempo-Stück.
Nach und nach zeigt sich, dass der eingeschlagene künstlerische Weg der Band eine neue Form von Tiefenschärfe verleiht. Die auch auf dem Debüt schon angedeutete Melancholie, wie sie andere große irische Bands wie The Pogues stets transportieren konnten, wurde hier ausgebaut. Am Ende des Albums stehen mit „Sunny“ und „No“ zwei großartige Balladen, die zum Besten gehören, was Fontaines D.C. bisher aufgenommen haben. Und auch ein paar Hits schälen sich nach eingängiger Beschäftigung heraus, wie beispielsweise „I Was Not Born“ oder „Lucid Dreams“. Die alten Muster werden also nicht vollends verleugnet, so ist der Aufbruch ins Neue letztlich fantastisch gelungen.