Adam Green in Hamburg: Videodreh auf der Highschool-Fete

Ob Adam Green wohl wusste, dass der Stage Club in Hamburg auch an Schulen für Abibälle und andere Festlichkeiten vermietet wird? Vermutlich nicht, und doch machten sein selbst gemaltes, naives Plakat und die kleine Bühne, auf der Jackie Cohen mühevoll ihr Vorprogramm spielen musste, unweigerlich den Eindruck einer kleinen amerikanischen Highschool-Fete. Da Green seine Karriere praktisch in einer solchen Bildungsstätte begann, als er in den Pausen unanständige Songs zur Belustigung seiner Schulkameraden zum Besten gab, passte das aber durchaus zum angestrebten Ambiente des Abends.

Mit den ironischen Klängen von „Kokomo“ der Beach Boys durchquerte er, wie ein Boxer von einem Roadie begleitet, die Publikumsmenge, um auf die Bühne zu steigen und sich vom ausverkauften Club feiern zu lassen. Wenige Sekunden später war auch schon die erste große Frage all jener geklärt, die Green noch nie live gesehen haben: Ja, er kann tatsächlich so singen, wie er auf seinen Platten klingt.

Sein charakteristischer Bariton war der eigentliche Star des Abends, zumal die Instrumentalisierung nur aus Schlagzeug, Gitarre und Keyboard (oft im dylanesken Hammondorgel-Modus) bestand. Das i-Tüpfelchen seiner besten Platten (darunter auch sein aktuelles Album „Engine Of Paradise“,), die Streicher-Arrangements, fehlte leider.

So erlebte das Hamburger Publikum einen musikalisch nicht perfekten (Green vergaß auch mehrmals seine Texte), aber dank der Entertainer-Qualitäten des New Yorkers sehr unterhaltsamen Abend. Green hüpfte auf der Bühne herum, gab sich mit etlichen High-Fives publikumsnah und machte zwischendurch überraschend schüchterne Ansagen, um beispielsweise seine Graphic Novel, die parallel zum Album erschienen ist, zu bewerben. Diese ist übrigens auch kostenlos auf seiner Webseite verfügbar.

Zwei Dinge waren nach diesem Abend allerdings klar: Erstens ist es höchste Zeit für ein „Best Of Adam Green“, denn trotz einiger schwacher Werke hat sich inzwischen eine Vielzahl sehr guter und bisher unterschätzter Songs angesammelt, wie das nach Bob Dylan klingende „Cigarette Burns Forever“ oder „Be My Man“. Zweitens sollte darauf auch sein bisher unveröffentlichter Chanukka-Song sein, der bald pünktlich zur Weihna… Chanukkazeit erscheinen wird und dessen Video an diesem Oktoberabend im Stage Club gedreht wurde. Die intime Abiball-Kulisse hat Green dann wahrscheinlich doch überzeugt.

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