Love ThemeLove Theme

Für Alex Zhang Hungtai dürfte 2017 ein Traum in Erfüllung gegangen sein: Als Teil einer fiktiven Band namens Trouble gelang ihm ein kurzes Cameo in der neuen Staffel von „Twin Peaks“. Schon Zhangs ehemaliges Projekt Dirty Beaches nahm viele Anleihen bei David Lynchs Stimmungskosmos – gerade das Doppelalbum „Drifters/Love Is The Devil“ ist quasi die Vertonung eines jeden Films des US-amerikanischen Regisseurs. Mit dem Auftritt als Saxofonspieler einer Roadhouse-Band in der legendären Fernsehserie schließt sich somit also auch ein Kreis.

Und damit nicht genug: Mit dem neuen Projekt Love Theme ist Zhang auch in musikalischer Hinsicht wieder unterwegs. Unterstützung holt er sich von Austin Milne und Simon Frank, mit denen er 2015 eines späten Abends eine vierstündige Jamsession eingespielt hat. Ein Jahr später fiel den Musikern auf, dass sie der Welt das Ergebnis jener Session nicht vorenthalten wollten. Somit war das auf fünf Musikstücke getrimmte gleichnamige Debütalbum geboren, welches mit dem Label „experimenteller Jazz“ noch ziemlich oberflächlich beschrieben sein dürfte.

„Love Theme“ bewegt sich zwischen Wüstensteppen und großstädtischem Nachtleben, zwischen Free-Jazz-Bar und ominösem Kellerclub – Vergleiche mit Dirty Beaches drängen sich nicht nur wegen Zhangs Mitarbeit auf. Desert Blues trifft hier auf eine gewisse Lo-Fi-Produktion, garniert mit immer wieder in die Länge gezogenen Saxofonmotiven und im Hintergrund lauert die düstere, industrielle Maschinerie in Form dröhnender Keyboardflächen. Das alles erinnert an die Isolation der Großstadt, ein Thema, das sich durch das gesamte Schaffenswerk von Zhang zieht.

„Love Theme“ ist ein sperriges und zähes Werk, seine Vorzüge offenbaren sich erst nach und nach. „Desert Exile“, das fast schon meditative Eröffnungsstück, schafft es direkt, die oben beschriebenen Stimmungsbilder zu erzeugen. Im dreiteiligen Herzstück der Platte „Docklands – Yaumatei – Plum Garden“ packt die Band auf einmal die verstaubte Drum Machine aus und groovt mit Synthesizer und Saxofonduett nach vorne. Es sind jene Momente, die in die betonte Monotonie reingeworfen werden und dadurch umso stärker herausstechen.

Der Umgang mit jener Monotonie ist ein ambivalenter: Einerseits gehört sie zur Platte und zeichnet sie auch aus. Andererseits hätten ein bis zwei mehr Überraschungsmomente dem ganzen Projekt eine spannendere Dynamik geben können. Ansonsten manifestiert sich „Love Theme“ als ein weiteres Projekt Zhangs, das mit seiner grundsätzlichen Stimmung zu gefallen vermag und sich nahtlos in die Werke des Kanadiers einreiht. Der nächste Schritt kann dann eigentlich nur sein, auch als Trouble ein Album herauszubringen – oder?

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