Show Me The BodyBody War
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Label:
Loma Vista / Concorde / Caroline
VÖ:
17.06. (digital) / 30.09.2016 (LP)
Referenzen:
Beastie Boys, Death Grips, Unwound, Ratking, Hüsker Dü, Refused, Big Black
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Autor: |
Felix Lammert-Siepmann |
Dass New York City zu den musikalisch vielfältigsten Städten überhaupt gehört, ist an anderer Stelle schon hinlänglich besprochen worden. Insgesamt ist jedoch eher eine – zugegeben – befruchtende Koexistenz zu beobachten als ein wirkliches Zusammenspiel. Show Me The Body arbeiten seit ihrer ersten EP vor zwei Jahren genau daran. Fast ist man geneigt zu sagen, dass sie nicht nur das Beste aus NYC zu vereinen versuchen, sondern auch die wichtigsten Statements aus den 80er- und 90er-Jahren.
„Body War“ hat eine recht langwierige Veröffentlichgsgeschichte hinter sich: Lange Zeit höchstens als Geheimtipp gehandelt, schafften es Show Me The Body Ende letzten Jahres in die großen Musikblogs und fanden schließlich auch ein Label für ihr Debütalbum, das weiterhin auf ihrer Homepage zum freien Download steht. Der titelgebende Eröffnungssong ist typisch für die Agenda der Band. Er schlurft sich langsam, aber mit hoher Intensität heran, bis der schnaubende Sprechgesang von Julian Cashwan Pratt den oftmals schmerzhaften Höllenritt endgültig eröffnet. Er transportiert mit seinem die Luft abschnürenden, oft schreienden Rap mehr als nur Wut oder Aggressivität, sondern im nächsten Augenblick auch immer so etwas wie Aufbruchsstimmung und Pioniergeist. Natürlich muss man dafür zwei Mal hinschauen, erst recht, wenn Pratt in schöner Regelmäßigkeit gnadenlos mit seiner Stadt und dem Leben im Allgemeinen abrechnet. Seine ersten 21 Jahre und damit eine gewisse liebenswerte Naivität kann er nicht permanent verbergen.
Genau diese unbefangene Herangehensweise sorgt mit dafür, dass die Grenzen zwischen HipHop, Funk, Punk und Hardcore auch innerhalb der einzelnen Songs auf „Body War“ schwimmend und extrem variabel sind. Ob nun das anfangs raue und am Ende rythmische „Tight SWAT“, das bizarr zurückgelehnte und dennoch bohrende „Metallic Taste“ oder „Two Blood Packs“, das mit lässigen Beats beginnt und sich irgendwann im immer schneller werden Trommelhagel aufzulösen scheint: Das komplette Album durchdringt eine herrliche Aura der Unberechenbarkeit.
Eine teilweise sehr beeindruckende Reportage im Guardian lässt weitere Rückschlüsse zu, worum es der Band mit diesem wilden, ungeordneten Stilmix gehen könnte. Es ist ihr letzter Versuch, die Identität der Metropole wenigstens in einer Nische zu bewahren, indem sie fast als Hilferuf alles zusammenkehrt, was sie subjektiv als prägend für eine Stadt empfindet, die sie letztendlich doch liebt.