InterviewVIMES

Interview: VIMES

VIMES sind das Electropop-Duo der Stunde. Ende Februar erschien mit „Nights In Limbo“ das erste Album der Kölner, mit dem sie bewiesen, dass das Attribut „Geheimtipp“ in ihrem Fall absolut berechtigt war. Im Gespräch mit Auftouren erinnern sich die beiden an den Aufnahmeprozess ihres Debüts und geben einen Einblick in die Kölner Szene.

AUFTOUREN: 2013 erschien mit „Celestial“ bereits eure erste Single. Weshalb habt ihr euch so viel Zeit für das Album genommen?

Azhar Syed: Wir hätten genug Material gehabt, um längst ein Album rauszubringen. Aber wir wollten uns einfach Zeit lassen, um die richtige Zusammenstellung zu haben. Ein Album ist ja nicht nur eine Aneinanderreihung von einzelnen Songs, sondern im Idealfall ein schlüssiges Gesamtkonzept. Das macht uns aus, das ist unsere Identität. Deshalb hat das so lange gedauert.

Zwischenzeitlich erschien ja noch eine Remix-EP zu „Celestial“ und kurz vor der Album-Veröffentlichung eine Sammlung von neuen Versionen zu „Mind“.

Julian Stetter: An den Anfragen waren wir ein wenig beteiligt. Die Tuff City Kids finde ich fantastisch. Das ist stilistisch eine ganz andere Szene, aber in dieser Welt bewege ich mich durchaus auch. Ich finde das tatsächlich ehrenwert, von denen geremixt zu werden. Es war definitiv ein tolles Gefühl zu hören, dass ihnen das Material gefallen hat. Und wir haben auch selbst eine Club-Version zu „Mind“ gemacht, die so nicht auf dem Album erschienen ist.

Obwohl das Gesamtklangbild sehr homogen wirkt, wechselt ihr häufig zwischen radiokompatibler Song-Form und klassischer Track-Struktur. War das eine bewusste Gegenüberstellung?

Stetter: Das sind auf jeden Fall die zwei Welten, in denen wir uns bewegen. Wir haben uns jedoch nie dafür entschieden, ein Album zu machen, das exakt diese zwei Facetten abbildet. Zumindest glaube ich das. Aber es war einfach klar, dass wenn wir Musik machen, diese zwei Formen einfach vereinheitlicht werden. Ich würde sagen, der Großteil ist songorientierter, aber das sage ich jetzt in Anführungszeichen. Aber so eine Nummer wie „House Of Deer“ ist da natürlich ein Ausreißer.

Gibt es bei euch eine klare Arbeitsaufteilung?

Syed: Grundsätzlich gibt es das nicht. Wir haben das nicht konsequent festgelegt. Das verläuft bei uns eher offen und wirkt dadurch auch wesentlich spannender. Auch bei Diskussionen rund um die Entwicklung einzelner Stücke haben wir gelernt, unsere Egos gut zurückzuschrauben. Letzten Endes geht es darum, was entsteht und nicht, wie viel Prozent jetzt der einzelne dazu beigetragen hat.

Was hat es mit dem Albumtitel auf sich?

Syed: Man kann ihn durchaus so ernst nehmen, wie er klingt. Ich denke zumindest an die Nächte, die wir im Studio verbracht haben. Irgendwann verschwimmen dort die Eindrücke, bis man nur noch auf das Akustische fokussiert ist. Da haben wir schon Facetten entdeckt, wie sie uns zur Tageszeit wahrscheinlich nicht aufgefallen wären. Der Titel betont auch nochmal diesen Arbeitsprozess.

In Köln tut sich schon seit längerer Zeit viel, was elektronische Popmusik betrifft, auch jenseits vom Kompakt-Kosmos. Wie empfindet ihr die Szene am Rhein?

Stetter: Ich würde sagen, wir haben total viele Bands und Acts in unserem Umfeld. Es gibt auf jeden Fall mittlerweile eine krasse, besonders vitale Szene in Köln. Die hat sich in den letzten Jahren kontinuierlich entwickelt. Es gibt so viele Bands, auch aus unserem näheren Freundeskreis, die fantastische Platten im vergangenen Jahr veröffentlicht haben. Von WOMAN, Wellness oder natürlich auch COMA. Deren letztes Album ging bereits in eine ganz andere Richtung als deren Vorgänger. Wir teilen uns auch ein Studio mit den beiden. Auch mit einzelnen Acts gibt es eine spezifische Form des Austauschs. Man spielt sich Demos vor, arbeitet gelegentlich zusammen und auch unterbewusst prägt man sich bestimmt. Ich habe schon das Gefühl, dass diese Stadt gerade eine neue Handschrift bildet.

Ihr habt bereits eine Session mit Chilly Gonzales gespielt.

Stetter: Gonzales ist ein beeindruckender Typ mit einem unfassbar popkulturellen Durchblick. Gleichzeitig ist er ein wahnsinniger Entertainer. Übrigens auch, wenn man mit ihm alleine im Studio ist. Und er ist der netteste Mensch der Welt. Er erkundigt sich wirklich regelmäßig bei uns, wie es läuft.

Gibt es Platten, die euch nicht nur persönlich gefallen, sondern auch musikalisch stark geprägt haben?

Syed: Ich habe gerade einen Blackout.

Stetter: Ich höre sehr gerne Clubmusik, weil ich mich damit identifizieren kann. Es ist erstaunlich, dass dieser Bereich auch in unser Material geschwommen ist, das noch eine andere Dimension hat. Was Azhar und ich jedenfalls beide gerne hören sind experimentellere Sachen und auch häufig Ambient.

Syed: Ich habe immer noch einen Blackout.

Macht nichts, Danke für das Gespräch!

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