Black MountainIV

Die römische Vier als Titel lässt gleich zwei Mal aufhorchen, doch es stimmt: Erstens ist „IV“  tatsächlich erst das vierte und nicht das vierzigste Album von Black Mountain, egal wie herrlich altmodisch sein Sound auch sein mag. Zweitens aber hat es mit Led Zeppelins gleichnamigem Album – diesem Megaseller, auf den sich alle einigen können, der einen bis in die tiefsten Albträume verfolgt und deshalb durch unzählige Wiederveröffentlichungen und nachträgliche MTV-Präsenz größtenteils unhörbar geworden ist – überraschend wenig am Hut.

Das ist durchaus überraschend, weil das kanadische Quintett sich bisher immer so lässig an diese Jahrhundertband und ihre unzähligen Nachfolger geschmiegt hat. Ohne dabei 1:1 zu klingen wohlgemerkt, denn neben unfassbar guten Songs stimmte auch die Produktion, in der sich extrem zeitgemäße Momente wiederfanden. Nun, beim vierten Album angelangt, lässt sich das weiterhin bestätigen, mit eben dieser Ausnahme: Die Led-Zep-Sehnsucht ist einer etwas mehr universellen, softeren Ausrichtung gewichen. Denn wenn irgendwer in ihrer Dekade noch über Plant & Co. stand, dann sicherlich Pink Floyd. Deren psychedelischer Flow ist „IV“ in jedem Moment anzuhören, die klaren Hits „Florian Saucer Attack“ und  „Defector“ sind in fast jeder Hinsicht eine Hommage an Pink Floyds Zweitwerk.

Doch glücklicherweise, wie das gesamte Album, ist die Band nicht bis ins letzte Detail reminiszent. Amber Webber schlägt mit ihrem Gesang mal in die eine Seite aus, mal in die andere, sie betreibt ein durchaus angenehmes Schwanken zwischen sehr archaisch-extravagant anmutenden Protagonistinnen wie Nico oder Marianne Faithfull und einem Heranrobben an neuere Indietrends. Ja, man muss es so klar sagen: Webber ist die dominante Konstante auf „IV“.

So kommt man zwangsläufig zur etwas diffusen Conclusio, dass Black Mountain zwar auch hier große Teile der Rockgeschichte abgrasen, sich gleichzeitig aber emotional davon entfernen, bloße Geschichtsschreibung betreiben zu wollen. Ob das gut ist? Berechtigte Frage, denn als ChronistInnen des Rock waren sie bisher ohne Zweifel eine große Nummer. Die Annäherung ans Hier und Jetzt ist aber insgesamt ebenso überzeugend. Der nächste Schritt könnte sein, sich ganz von den Vorbildern der Anfangsjahre zu lösen.

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