Bob MouldPatch The Sky
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Label:
Merge
VÖ:
25.03.2016
Referenzen:
Dinosaur Jr., The Replacements, Superchunk, Foo Fighers, Guided By Voices, Frank Black, The Lemonheads
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Autor: |
Felix Lammert-Siepmann |
Von außen muss man den Eindruck bekommen, dass Bob Mould so leicht nichts umwerfen kann. Spätestens seit dem Ende von Sugar steht er wie ein Fels in der Brandung und spielt ungerührt seine Power-Pop-Akkorde in appetitlich angerichteten, dreiminütigen Happen herunter. Dass dieses scheinbar einfache Rezept bisher hervorragend funktioniert hat und sich immer wieder aufs Neue festhakt, ist vermutlich das größte Erfolgsgeheimnis des inzwischen 55-jährigen.
Nachdem „Beauty & Ruin“ vor nicht einmal zwei Jahren schon fast als karriereumspannendes, in die Tiefe gehendes Alterswerk in einer persönlich eher schwierigen Phase hätte ausgelegt werden können, begegnet uns „Patch The Sky“ wieder vollends auf den Punkt gebracht. Und das, obwohl Mould in der Zwischenzeit mit dem Tod seiner Mutter einen weiteren Schicksalsschlag zu verkraften hatte, der ihn nach eigenen Bekunden komplett aus der Bahn warf. In den Texten – vor allem im abschließenden „Monument“ – sind Abschied und Erinnerungen zwar allgegenwärtig, umso entschlossener begegnet er seinen Zweifeln jedoch mit großen und nicht minder krachenden Melodien. Hier und da ist der Sound vielleicht sogar etwas übersteuert, die Gitarren scheinen ihm wegzulaufen, ihn zu übertönen. Gerade diese raue, leicht aus dem Ruder laufende Seite entpuppt sich aber mehr denn je als perfekte Ergänzung zur umarmenden Melodielastigkeit.
Es wäre sicherlich übertrieben, dies gleich als Rückkehr zu seinen Punkwurzeln auszulegen. Auf der anderen Seite besitzt Mould auch 30 Jahre nach Hüsker Dü immer noch so viel ungezügelte Energie und die nötige Portion Spontanität, dass er sämtliche dunklen Momente alleine durch seine Musik kompensieren kann. Selbst wenn er sich zwischendurch in verkopften Bibelanspielungen versucht („Daddy’s Favorite“, „Lucifer And God“) oder leicht schwermütig das Altern besingt („The End Of Things“), öffnen sich durch Leichtfüßigkeit und die unnachahmliche mouldsche Dynamik stets eine andere Perspektiven auf das Thema. „Patch The Sky“ drückt die Ängste nicht beiseite, vielmehr herzt es sie freundlich und lotet aus, wie am besten mit ihnen umzugehen ist. Ohne einen allgemeingültigen Anspruch haben zu wollen, kann die Losung hier nur lauten: Augen zu und durch, Musik ist auch in diesem Fall mal wieder die beste Therapie.