Yndi HaldaUnder Summer

Bei Yndi Halda das Bild eines zurückhaltenden britischen Gentlemans zu zeichnen, wäre noch reichlich untertrieben. Live ließ die Gruppe aus Kent zwar nie etwas anbrennen und war regelmäßig unterwegs, doch sobald die Sprache auf einen Nachfolger für ihr Debütalbumkam, gab es höchstens Andeutungen. Die Veröffentlichung von „Enjoy Eternal Bliss“, einem Album, das irgendwo zwischen ewigem Geheimtipp und Kultobjekt schwankt, liegt nun fast genau zehn Jahre zurück.

In dieser Zeit scheint sich bei der Band eine Menge getan zu haben. Anfangs erinnern nur noch die Laut-Leise-Pegel im eröffnenden „Together Those Leaves“ an die Zeit, in der Post-Rock dieser Art gerade auf seinem Höhepunkt angelangt war. Doch auch schon hier kommt „Under Summer“ reservierter daher, als es vielleicht – auch nach den immer hingebungsvollen Live-Auftritten – zu erwarten war. Das Album zelebriert die ruhigen Momente geradezu und spielt oft geschickt damit, eben nicht wie auf Knopfdruck den krachenden Gegenpart unmittelbar folgen zu lassen. So entsteht Stück für Stück ein Schema, das mit seiner Durchlässigkeit und Tiefe überrascht.

Dass Yndi Halda zum ersten Mal auf Gesang setzen, passt somit ins Bild, dient doch auch dieser dazu, alte Strukturen aufzubrechen oder zu verfeinern. Daneben trägt es gewiss auch dazu bei, den eigenen, über die Jahre aufgebauten Mythos zu entzaubern und sich etwas nahbarer aufzustellen. In nicht wenigen Passagen klingt das auch nach etlichen Durchgängen gewöhnungsbedürftig. So wirken etwa die langgezogenen Intervalle im ersten Stück merkwürdig deplatziert. Fast hat man den Eindruck, auch die Band selbst fremdele etwas mit der neuen Ausrichtung. Es fehlt der letzte Punch im Gesang, das Selbstvertrauen, auch noch den letzten Schritt zu gehen. Somit kommt dem Gesang insgesamt nur eine Nebenrolle zu, die Akzente werden nach wie vor woanders gesetzt.

Am eindrucksvollsten geschieht das ausgerechnet im einzigen Song, der ohne auskommt: Das fast 20 Minute lange „Helena“ ist ein Experimentierfeld, auf dem eine hektische Betriebsamkeit herrscht. Wie auf einem Flickenteppich reihen sich verschiedenste Ansätze mit heißer Nadel gestrickt aneinander. Ansatzlos wechseln sich karge Streicher, flächiger Dream-Pop und hartnäckige Gitarren und Drums ab. Diesen Geist ausschweifender Improvisation vermisst man auf „Under Summer“ an anderen Stellen, er hätte aus einem guten ein sehr gutes Album machen können.

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