Petite NoirLa Vie Est Belle // Life Is Beautiful
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Label:
Domino
VÖ:
11.09.2015
Referenzen:
Bloc Party, Kele, Kwabs, Kwes, Metronomy, Bodi Bill
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Autor: |
Katja Diehl |
Ein Debüt, das keines ist. Klar, Yannick Ilunga veröffentlicht nach der letztjährigen EP jetzt unter dem Namen Petite Noir seinen ersten Longplayer, musikalisch tätig ist er jedoch schon weitaus länger. Dass sein Weg im Metal begann, lässt sich heute nur noch schwer erahnen.
Leichtfüßig und beschwingt („Best“) kommt er daher, so ziemlich mit dem Gegenteil von dem, was er als schwarzer Teenager vor allem vor weißem Publikum in Südafrika performte. Ein wenig schrabbt er dabei das, was man mal Trip-Hop benannte – mangels einer althergebrachten Bezeichnung für das, was damals vor allem aus Richtung Bristol den Musikmarkt eroberte. Es ist aber ein Label, das auch nicht im Kern trifft, was der 24-jährige uns mit „La Vie Est Belle // Life Is Beautiful“ eigentlich serviert.
Denn es gibt darauf auch Anleihen an seine eigene Kultur und Biographie, die eine Geburt in Brüssel als Sohn einer Mutter aus Angola und eines Vaters aus dem Kongo umfasst. Songs wie „La Vie Est Belle“ könnten als Weltmusik gelten, wenn dieses Label nicht fast einem Vorwurf gleich käme. „Weltmusik“ jedoch, im Sinne der Vereinbarung unterschiedlicher Kulturen in einer neuen – das würde es treffen. Ilunga selbst bezeichnet seine Musik als „noir wave“ – muss, ebenso schlecht wie gut wie jede andere Kategorie, die man bemühen könnte.
Was er auf jeden Fall mitbringt, ist eine starke Stimme, die er schon als Vokalist Metalcore-Band Fallen Within wuchtig entwickeln konnte. Songs wie „Seventeen (Stay)“ sind Beweis dieses Felsens im weicheren Synthesizeruniversum des restlichen Stückes. Neben allem Elektronischen gibt es auch immer die Tendenz zum Hymnischen („Just Breathe“, ein Song, der an David Bowie erinnert, ohne dass man weiß, warum eigentlich, denn der Stimmcharakter ist ein völlig anderer). Aber vielleicht ist es die Attitüde, mit der hier der Bariton bis in höchste Töne geht, die solche Vergleiche antriggert.
Prägend für „La Vie Est Belle // Life Is Beautiful“ ist das Tempo, mit dem es durchschritten wird. Es gibt viele Details und soundverliebte Kleinigkeiten, die man allesamt jedoch nicht beim ersten Hören aufnehmen kann, da es immer weiter und weiter geht. Songs wie „Mor“ unterliegen diesem Tempo sowohl in Gesang als auch in Instrumentierung und machen es unmöglich, nicht dem Charme des Arrangements zu unterliegen, selbst wenn man von Backgroundchor-Refrains sonst eher nicht angetan ist. Und dann wieder kommen so Funk-Dinger wie „Colour“. Ilunga sagte kürzlich dem Guardian: „Nowhere really feels like home. I’m always changing, changing, changing.“ Vielleicht ist es genau das, was sein musikalisches Wirken prägt. Und hey: was soll da nur noch kommen? Mit 24 legt er schon ein dermaßen komplexes Werk hin. Chapeau.