Blank RealmIllegals In Heaven
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Label:
Fire
VÖ:
18.09.2015
Referenzen:
The Clean, Ooga Boogas, Deerhunter, The Velvet Underground, Eat Skull, The Zombies
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Autor: |
Katja Diehl |
Blank Realm zu hören bedeutet auch immer ein wenig, aushalten zu können, dass sie einfach in keine Schublade zu packen sind. Kaum hat man sie erfolgreich in das Punkfach gesteckt, springt dieses auch schon wieder auf und sie wollen in das mit „Garagerock“ beschriftete, oder – huch! – vielleicht sogar Pop. So auch auf ihrem mittlerweile fünften Album „Illegals In Heaven“. Kraftvoll waren sie schon immer, die vier aus Brisbane, aber die große Lässigkeit, mit der sie es aufgenommen haben, strahlt dieses Mal aus jeder Pore ihrer Musik. Sind sie etwa angekommen und haben mit dem Album den Höchststand der eigenen Verortung erreicht? Ein wenig scheint es so, denn übermütig und selbstbewusst springen sie auch dieses Mal genreübergreifend durch neun Stücke lebensfroher Musik.
Was schrabbelig, roh und fast ein wenig wütend im Jahr 2004 begann, scheint allmählich – im besten Sinne – einem Konzept zu folgen. Es hört sich nicht mehr ganz so rohdiamantig, sondern durchaus produziert an, was hier auf „Illegals In Heaven“ erschaffen wurde. Dabei ist immer noch fast die Hälfte der Songs über fünf Minuten lang und gönnt sich manche Gitarreneskalation wie jene von „Flowers In Mind“. Keineswegs selbstverliebt ist es, keines von jenen Soli, bei denen das Publikum irgendwann denkt „ist jetzt aber mal gut!“, sondern voller Energie und Spielfreude eine sprachlose Geschichte erzählend. „Illegals In Heaven“ weist ruhige und süße Momente („Dream Date“, „Gold“) ebenso auf wie nach vorne treibende Gitarrenhetze wie auf dem eröffnenden „No Views“ – oder auch einfach einen offensichtlichen Hit wie „Palace Of Love“, den man massenkompatibel nennen könnte. „Illegals In Heaven“ ist eben wie das Leben: facettenreich, meditativ und wütend in schwankenden Anteilen am großen Ganzen. Es kundet vom Sehnen nach der großen Liebe, von der Enttäuschung vergangener Liebschaften und der Hoffnung darauf, dass alles Quälen irgendwann Sinn ergibt. Und wer hat schon einen Drummer, der auch singen kann?
„Blank Realm“ sind besonders – aber hoffentlich noch nicht am Ziel. Denn ein kleiner Wehmutstropfen mischt sich in den perfekten Drink, den sie mit „Illegals In Heaven“ mixen. Ohne es so recht bestimmen zu können, vermitteln sie den Eindruck, sich zwar verortet zu haben, aber zugleich auch irgendwie ein wenig mit gebremstem Schaum zu agieren. Wie ein lange herbeigesehntes Gewitter nach einem drückend schwülen Sommertag, das dann doch nicht den erhofften Regen, sondern nur Wetterleuchten bringt. Und ja, es ist unfair, auf diesem Niveau an „Blank Realm“ zu kritteln. Aber wer die vier ein wenig begleitet hat, hat einfach den Wunsch nach mehr – den sie sicher auch noch erfüllen werden.