FensterEmocean

Für ihr drittes Album haben sich Fenster, die Band um Jonathan Jarzyna und JJ Weihl, etwas Besonderes vorgenommen; nicht einfach verschiedenste Songs schreiben, die dann auf einem Album präsentiert werden. Nein, etwas Innovatives, auf ein bestimmtes Ziel ausgerichtet, etwas, das neue Inspiration liefert und (nach eigenen Worten) von Anfang bis Ende Sinn macht. Und so wurde aus einer als Spaß gemeinten Idee doch noch Ernst. Dieses Album ist ein Soundtrack, und da ein Soundtrack ohne Film schwer funktioniert, wurde der Film von der Band direkt selbst produziert.

„Emocean“ heißt das Werk beziehungsweise die Werke, sowohl Album als auch Film. Der Wortwitz und Mix aus Emotion und Ozean passt da auch ganz gut, denn beide wirken wie ein Trip, in dem man sich am besten treiben lassen sollte. Da sich Fenster in erster Linie als Musiker verstehen, auch wenn sie mit ihren selbst produzierten Musikvideos immer wieder ihre filmischen Qualitäten beweisen, schrieben sie erst die Songs, bevor es zum Dreh überging.

Im Eröffnungsstück umnebelt den Hörer zunächst eine psychedelische Weltraumstimmung mit Sternenfunkeln und kosmischem Flirren. Ohne den Film zu kennen, ist jetzt schon naheliegend, dass es sich um etwas Science-Fiction-mäßiges handeln muss. Sso ist es dann auch: Fenster selbst nennen „Emocean“ eine „Dark-Sci-Fi-Comedy“. Es spielt in einer Welt, in der Gefühle unterdrückt werden oder gar nicht mehr existent sind. Zu sehen wird das Stück jedoch vorerst nur auf Konzerten oder speziellen Filmvorführungen sein. Die Konzerte könnten damit ein interessantes Event werden, wo Fenster live zum Film den Soundtrack spielen und so eine Atmosphäre herstellen, wie man sie noch aus Stummfilmzeiten kennt. Jedoch stellt sich die Frage, ob das Album auch separat davon funktioniert – meistens kennt man die Bilder ja bereits, bevor man sich den entsprechenden Soundtrack noch einmal losgelöst anhört. Doch da hier mit der Musik alles begonnen hat und daraus die Ideen entstanden, ist die Platte das Hauptwerk – und das spürt man.

Besonders faszinierend ist das verspielte Mickey-Mousing, diese comichaften Sounds, bei denen man direkt herauszuhören glaubt, dass irgendwer slapstick-artig Treppen heraufgeht, über Hindernisse springt oder unbeholfen jemandem hinterher jagt. Nicht nur Klangeffekte nutzen Fenster dafür, auch die Stimme. Daraus entwickelt sich eine absurde Komik und Dynamik, welche bereits in „Mental Blues“, dem zweiten Song, zur Höchstform aufläuft. Wirklichen Gesang gibt es eher selten, wenn, dann ist es weichgezeichnet („Memories“) oder überzeichnet („Laer Si Live“). Daneben gibt es die ruhigen Easy-Listening-Nummern, welche an die 70er erinnern, manchmal aber auch an Miami Vice – mit Hawaii-Gitarren oder Steel Drum, jedoch sympathisch verkopft. Der letzte Song „Lettuca Sea“ beweist dann noch einmal die Vielfältigkeit:Dort ist zZwischen Gameboy-Pop, Space-Rock, Future-Funk und Eso-Psych alles dabei.

Man bewundert die musikalischen Referenzen, diese Vielfalt an Sounds und Klängen, die instrumentale Kreativität, den himmlischen Gesang („Laer Si Live“) und diese spielerische Leichtigkeit als auch atmosphärische Schwere der Songs. Und vermisst hier eines ganz und gar nicht: das Feingefühl!

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