Anfang bis Mitte der 00er-Jahre: Bands wie The Strokes, Kaiser Chiefs, Franz Ferdinand, The Kooks und Arctic Monkeys gitarrisieren die Charts. Das sogenannte Brit-Pop-Revival war geboren. Jetzt, 10 Jahre später, halte ich das Debütalbum der Gruppe Monday Tramps in den Händen und fühle mich zurückversetzt in eine schmuddelige Ecke des heimischen Jugendtreffs, auf deren provisorisch zusammengezimmerter Bühne eine weitere, dorfeigene Strokes/Kooks/Monkeys- Coverband steht und versucht, die gängige 3-Akkord-Gitarrenmusik herunterzuspielen.

Aber irgendetwas ist anders, ja stimmt hier nicht ganz. Monday Tramps sehen aus wie die Beatles und spielen wie eine Mischung aus The Libertines und The White Stripes. Es erklingen auch keine abgerockten Cover aus den Verstärkern, sondern taufrische und energiegeladene Songs, die so gar nicht nach einem weiteren platten Abklatsch von oben genannten Bands klingen. Trotzdem sind die Soundreferenzen, die mir durch den Kopf geistern zahlreich: Ich denke an die Stones, The Raconteurs , Pete Doherty und vor allem an The Black Keys. Monday Tramps aber kleiden all diese Referenzen auf ihrem Debüt „When Day Turned Hollow“ in ein frisch gewaschenes, aber nicht gebügeltes, neues Gewand. Moderner Sound im Retromantel, wenn man so will.

Sänger Tom Appel nimmt dabei stimmlich mal die Rolle von Kooks-Sänger Luke Pritchard, mal die vom Strokes-Frontmann Julian Casablancas ein. 11 Songs verteilt über 42 Minuten finden sich auf „When Days Turned Hollow“, nur in einem der Songs („Youngblood“) ist ein Synthesizer verwendet worden. Die Platte klingt dadurch angenehm generisch, wo ein inflationärer Einsatz von Synthesizern scheinbar zum guten Ton vieler anderer Indierockbands gehört.

Die beiden stärksten Songs des Albums wurden live aufgenommen, was dem Sound seinen ganz eigenen Charme verleiht. „Dance With The Devil“ und „Shoot The Moon“ sind beide psychedelische Stoner-Rock-Nummern und deshalb vielleicht auch die Songs, die Monday Tramps in den Toursupport von Foxygen und Ezra Furman gebracht haben.

Gut, dazu könnten auch die vielen anderen Highlights des Albums beigetragen haben. Zu nennen wären da der Vollständigkeit halber noch „Lullabies“, „Kick Your Shoes Back“ (der übrigens auf dem Soundtrack zum Film „About A Girl“ gelandet ist) und der lässigste Song der Platte: „Hang On Your Ego“. Lediglich „This Town“ schmälert meine Begeisterung ein wenig, weil er zu sehr an die glattgebügelten Foo Fighters erinnert – kann man mögen, muss man aber nicht.

„Prelude (My Baby)“ sollte eigentlich mal irgendwo in der Mitte vom Album landen, hat es aber dann doch auf den Eröffnungsplatz geschafft. Die Akustikgitarre ist hier zuerst eingespielt worden – allerdings ohne vorgegebenes Timing, sondern ganz nach Gefühl des Gitarristen Tobias Riedl. Demnach hatte auch Schlagzeuger Max Blank nur eine leichte Ahnung vom Zeitpunkt, an dem er einsetzen sollte. Beim Aufnehmen soll der ganze Raum des Studios ausgenutzt worden sein, das Schlagzeug stand dafür ca. 10 Meter vom Mikro entfernt. Durch das unperfekte Timing und den Raumklang klingt der Song leicht angetrunken und irgendwie wankend. Experimentell sind die vier Jungs aus Freising also definitiv.

Freising, das liegt übrigens nicht in Großbritannien, sondern im konservativen, ruhigen, volkstümlichen, viel zu braven Bayern. Ganz richtig, Bayern. Da beginnt anscheinend das nächste rotzig-dreckige Gitarren-Rock-Revival. Monday Tramps sind jedenfalls auf dem besten Weg dahin.

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