„I’m not Bossy, I’m the boss/ The shooter, not the shoot“, alles klar? Leg dich besser nicht mit Sadie Dupuis und ihren Jungs von Speedy Ortiz an. Auf dem zweiten Album Foil Deer stellt Dupuis in „Raising The Skate“ gleich mal klar: Machoallüren sind eben nicht ausschließlich für die Herren der Schöpfung reserviert.

Mit ein wenig Fingerspitzengefühl, cleverem Wortspiel und eigenwilligen Lyrics beleben Speedy Ortiz den Gitarrenrock des Grunge-Zeitalters wieder, vom Staub der 90er-Jahre keine Spur. Das liegt wohl unter anderem daran, dass die Lässigkeit aus jeder Pore dieses Albums tropft, nicht nur der Texte und Geschichten wegen. Die sind nicht mehr stachelig scheltend (wie noch auf „Major Arcana“), sondern viel eher eine vorsorgliche Warnung, die besser nicht ignoriert werden sollte. Dupuis ist nämlich in Hochform und nach dem kurzen Eröffnungsstück „Good Neck“ weiß der aufmerksame Zuhörer: Die Frontfrau kennt sich aus mit Messern, ob physisch oder lyrisch ist in diesem Fall wohl nebensächlich („I’ve known you not so very long/ but watch your back, because baby’s so good with a blade“).

Auf dem Debütalbum widmete sich Dupuis in ihren Texten vor allem denen, die sie verletzt haben. Ganz anders sieht es auf „Foil Deer“ aus. Von der Kratzbürstigkeit ist keine Spur mehr, man bekommt viel eher den Eindruck, sie fühle sich auch in Boxhandschuhen sehr wohl. Tänzelnd steht sie im Ring und teilt einen verbalen Schlag nach dem anderen aus. Knorrige Melodien geben „Foil Deer“ dabei eine nervöse wie packende Energie dazu tragen auch die merkwürdigen Dissonanzen zwischen Dupuis’ Teilzeitfalsett und die noisig-grungige Instrumentierung bei.

Smart und bissig im Debüt, smarter und bestimmter im Zweitwerk. „Foil Deer“ ist keineswegs ein Album, auf dem ausschließlich ausgeteilt wird, „Mister Difficult“ oder „The Graduates“ zeigen eindeutig die sensible Seite der Protagonistin („I was the best at being second place/ But now I’m just the runner-up“). Letztendlich scheint 2015 das Jahr zu sein, in dem Speedy Ortiz knurrend und flüsternd beweisen, dass sie mehr sind als nur die besten Zweitplatzierten.

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