Bitte: Es ist die „Roschien“ (kleine Rose – gälisch), nicht die Rosine. Gelegentlich muss es blöd sein, einen solchen Vornamen zu besitzen, aber Ungewohntes prägt sich eben auch ein. Ja, Róisín Murphy war mal Moloko – die Band ging so lange auf Tour, bis die private Beziehung mit Mark Brydon zerbrach und nach der Trennung noch „Statues“ entstand. Beide müssen arge Profis sein, denn das private Zerwürfnis hörte man dem letzten Album des Duos nicht an. Schon irre, was da im Alter von gerade mal 20 Jahren entstand und elf Jahre später endete.

Was blieb? Das Prägnante ist auch bei Murphys Soloprojekt ihre Stimme, die niemals schlicht und geradlinig, sondern säuselnd und dennoch pointiert die mittlerweile vier Soloalben anführt. Wieder einmal festigt „Hairless Toys“ ihre Eigenständigkeit, diesmal mit schrägen Synthie-Einschlägen („Evil Eyes“), Uptempo-Tanznummern mit wabernden Sounds und schwurbelndem Gesang („Exploitation“) und mit dem titelgebenden, sechseinhalbminütigen Waldtrip im Sonnenschein. Es gibt viele gute Ideen und Ansätze und man möchte sich immer wieder freuen, wie wandlungsfähig sich die Stimme der Irin auch auf diesem Album zeigt.

Dennoch lässt sich ein Gefühl von Blutarmut nicht ganz abschütteln. „Uninvented Guest“ macht das Dilemma vielleicht plakativ deutlich: Murphy gelingt es nicht, sich für ein klares Statement zu positionieren. Eine schräge Mischung zwischen flüsterndem Sprechgesang, Rootsteppich und Popelementen reiht sich auf, aber eher nebeneinander denn miteinander. Bei „Exile“ kommt dazu noch Country inklusive Morricone-Gitarren und fast ein wenig sehnsüchtiger Seefahrtsromantik in der Stimme. Das Album überrascht nicht sonderlich, außer vielleicht jene, die eine reine Dancescheibe erwartet haben.

Berechenbar ist vielleicht das Letzte, was die Irin sein möchte. Man muss aber auch anerkennen, wenn jemand über 40 keine Lust mehr auf oberflächlich catchige Sounds hat. „House Of Glass“ mutet so zunächst mehr wie eine theaterhafte Erzählung an denn wie ein Song, nimmt in der zweiten Hälfte aber noch einmal kräftig Fahrt auf. „Hairless Toys“ ist extrem kopflastig, geht nicht in die Beine oder ins Herz. Nun ist ein Hörbuch gewiss nicht schlecht, aber man nimmt es eben nicht mit, wenn man tanzen möchte. Mag sein, dass man dem Album Zeit geben muss, sich im Herz zu verhaken – die Frage ist nur, ob man davon soviel hat. Wenn doch, dann ist „Hairless Toys“ bestens für eine kleine Reise nach innen geeignet. Meditativ und nur selten aufbegehrend.

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