Das Projekt American Wrestlers ist gleich nach mehreren muskulösen Schaukämpfern benannt. Genau wie in der Kampfsportart erzeugt dieses Debüt eine Illusion von etwas, das so nicht statt findet. Beim Wrestling wird nicht gänzlich schmerzhaft ausgeteilt und American Wrestlers sind keine vierköpfige Garage-Band, obwohl eben dieser Anschein musikalisch erweckt wird. Tatsächlich steckt hinter American Wrestlers nur ein einziger Mann mit einem abgewetzten Tascam 8-Track Mehrspurrekorder und einer Hand voll Instrumente.

Es handelt sich dabei um einen gebürtigen Schotten, der es bis zur ersten Single-Auskopplung vorzog, anonym zu bleiben. Mittlerweile ist klar, dass American Wrestlers das Solo-Projekt von Gary McClure ist, seinerseits ex-Gitarrist der vom Krautrock inspirierten Nu-Gaze-Band Working For A Nuclear Free City. Der Schotte und (zeitweise) Wahl-Engländer lebt mittlerweile in Amerika.

Besagten Mehrspurrekorder hatte McClure zum ersten Mal mit 14 Jahren in Gebrauch, den Rest der „Band“ kaufte er sich in der Pfandleihe zusammen. Herausgekommen ist eine Platte, die klingt, als käme sie aus einer anderen Zeit. Der durchgängige Lo-Fi-Sound wird häufig von träumerischen, nebulösen Gitarren untermalt. Die Stimme von McClure erinnert an Phoenix’ Thomas Mars, oder an eine verzerrte Version vom Hot-Chip-Sänger Alexis Taylor.

Im eröffnenden „There’s No One Crying Over Me Either“ entfaltet sich die merkwürdige Magie der Straight-To-Tape-Produktion. Die fluffige Falsettstimme von McClure ist von luftig leichten Gitarrenklängen eingehüllt und das Rauschen der Aufnahme ist das perfekte Fundament für die verträumte Stimmung dieser Platte. Weitere Höhepunkte des Albums sind das leicht psychedelisch-verworrene „The Rest Of You“ und das peppig arrangierte Stück „Kelly“, dessen Power-Pop-Vibes nicht so ganz zu den ernsten Lyrics passen wollen. Es geht in dem Song um Kelly Thomas, einen psychisch kranken Obdachlosen, totgeschlagen durch die kalifornische Polizei im Jahr 2011. American Wrestlers‘ Texte lesen sich größtenteils (selbst-)kritisch, was jedoch erst bei mehrmaligem Hören auffällt. Denn die Instrumentierung ist, nicht zuletzt durch die Home-Recording-Atmosphäre, durchgängig optimistisch, weich und farbenfroh.

Wie Vintage-Charme im Jahr 2015 klingt, zeigt sich im transluzenten „I Can Do No Wrong“, dem größten Ohrwurmkandidaten dieses Debüts. Die jazzige, sonnengetränkte Melodie des Stückes zaubern das Bild eines wohlig warmen Juli-Tages, an dem man McClures Rat nur zu gerne befolgen möchte: „Lay down my soul, my soul, my soul“.

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