Death Cab For CutieKintsugi
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Label:
Atlantic
VÖ:
27.03.2015
Referenzen:
U2, Imagine Dragons, INXS, Nada Surf, The Postal Service
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Autor: |
Katja Diehl |
Wären Death Cab For Cutie eine Person, so dürften diese in Deutschland schon ein Auto fahren – wenn auch nur in Begleitung eines erwachsenen Führerscheinbesitzers. 17 Jahre ist es nun schon her, dass sich das Quartett dem gemeinsamen Musizieren verschrieb. Damit werden die Amerikaner, die jedoch nicht mehr ganz in Originalbesetzung auftreten, 2015 volljährig.
Ein wenig merkt man das ihrem neuesten Werk auch an: Sie meinen es ernst mit ihrem Schaffen, ohne es zu ernst werden zu lassen. Es gibt immer noch die altvertrauten Ohrwürmer wie „The Ghost Of Beverly Drive“ und „Good Help (Is So Hard To Find“, die dank der Stimme von Ben Gibbard und treibenden Drums und Synthies direkt ins Mittelhirn dringen und sich dort catchy verhaken. Wer Death Cab For Cutie erwartet hat, wird auf „Kintsugi“ nicht enttäuscht.
Die vier schlagen melancholische, verletzliche Töne („Little Wanderer“, „You´ve Haunted Me All My Life“) ebenso an wie die Akustikgitarre auf Songs wie „Hold No Guns“. Menschen, die es geschafft haben, so alt zu werden, wie ich das mittlerweile bin, sind fast ein wenig passiv-aktiv mit dem Sound von Death Cab For Cutie groß geworden. Irgendwie waren sie immer da: im Radio, auf den Soundtracks schnulziger US-Serien, die zu schauen heute allein schon wegen der Outfits und Frisuren schwer erträglich wäre (und nein, damit ist nicht „How I Met Your Mother“ gemeint). Doch im Gegensatz zu solch vergänglichen und mittlerweile fast antiquiert wirkenden Zeitzeugen klingen Death Cab For Cutie immer wieder frisch und spielfreudig. Es ist schön, ihre Entwicklung zu verfolgen, als Gibbards Tape-One-Man-Band startend bis zu den hallenfüllenden Erfolgen von heute.
Die haben sie sich verdient, sie, die im besten Sinne zuverlässig bleiben. So wirkt das 2014 eigentlich ausgestiegene Gründungsmitglied Chris Walla auf dem mittlerweile achten Studioalbum noch ein letztes Mal mit, das er jedoch nicht mehr wie die Vorgänger produzierte. Ein wenig wird „Kintsugi“ , nach all den privaten (vor allem dem Ende von Gibbards Ehe mit Zooey Deschanel) und beruflichen Umwälzungen der letzten Jahre, auch von dieser Stimmung des Trennens und Neuanfangs getragen. Man kann sich in ihren Songs verlieren, den schwersten Liebeskummer ebenso ins Unendliche steigern wie die ersten Frühlingsdüfte und wetterbedingten Hormonschwankungen. Umbrämt von Akustikgitarre und sanfter Perkussion ist Gibbards Stimme eine, die Verliebtsein auslösen kann, auch wenn es gerade kein Objekt der Begierde gibt. Und sei es nur, dass sich Jungs und Mädchen an ihren Plattenspielern wünschen, dass ihnen mal jemand einen Song wie „Binary Sea“ schreibt.