Interview: Nathaniel Rateliff

Sichtlich entspannt sitzt Nathaniel Rateliff Anfang Februar auf den gemütlichen Samtsofas des Grünen Salons in Berlin. Sein letztes Album „Falling Faster Than You Can Run“ ist 2014 veröffentlicht worden, die EP „Closer“ steht in den Startlöchern. Genau wie der Amerikaner. Wir sprechen über Einsamkeit, seine Band The Night Sweats und Therapiesitzungen.

AUFTOUREN: Wie war die Tour bisher? Ist alles glatt gelaufen?

Nathaniel Rateliff: Es war richtig gut. Ich war zuerst in Amerika mit meinem Freund Gregory Alan Isakov auf Tour, der hat den Support gemacht. Der Auftakt in Europa war in Dublin.

Stimmt, ich hab gesehen, dass du mit Isakov auf Tour bist. Sehr schade, dass du ihn nicht mit hierher gebracht hast …

Ja, er ist ein toller Musiker! Wir waren auch schon mal gemeinsam in Europa auf Tour. Da haben wir uns dann immer abgewechselt, mal hat er angefangen, dann wieder ich, oder einfach beide (lacht). Da waren wir wirklich noch gänzlich unbekannt. Bei ihm hat sich das ja in letzter Zeit sehr verändert.

Vor einigen Monaten warst du solo in Europa unterwegs und da hast du mir erzählt, dass dir die Einsamkeit auf Tour ziemlich zusetzt, auch wenn man die ganze Zeit von Leuten umgeben ist. Dieses Mal tourst du mit deiner Band, ist das besser?

Es ist besser! Ich toure mit meinen Freunden, das ist sehr gut. Ich werde aber auch endlich besser darin, unterwegs zu sein. Das letzte Mal, als wir uns unterhalten haben, war ich aber auch in einer echt harten Phase, mir ging es insgesamt nicht sehr gut. Zur Zeit ist es viel besser, vielleicht stört mich das Touren deshalb auch weniger. Ich bin jetzt seit einem Monat weg von daheim und es ist okay.

Du findest ja anscheinend auch immer etwas, das du unterwegs tun kannst: Deine neue EP „Closer“ ist unterwegs auf Tour entstanden, oder?

Hauptsächlich schon. Zumindest viele Grundideen, die ich dann meistens in ruhigeren Momenten weiterentwickle. Ich hab mich dann mit meinem Drummer, Patrick, zusammengesetzt und wir haben die Sachen ausgefeilt und aufgenommen.

Die EP ist aber nicht als Ausblick auf ein neues Album gedacht, oder?

Nein, nein. Eher als eine Art Zusatz zu „Falling Faster Than You Can Run“. Deshalb hat die EP auch das selbe Artwork wie das Album.

Die EP klingt sehr weich, ruhig und irgendwie erwachsen.

Ach wirklich? Ja, das ist vor allem bei meinen Solosachen immer eine ganz erhebliche Seite von mir. Da steckt dann eben immer die Melancholie drin. Ich hab die Sachen ja auch auf der letzten Tour geschrieben, wo es mir, wie schon gesagt, nicht so bombastisch ging. Aber das was meine musikalische Zukunft bringt ist weiter weg von beidem, der EP und dem Album.

Damit meinst du die Night-Sweats-Sachen, oder?

Genau. Das ist halt alles sehr viel mehr Upbeat und ich singe eher in einer Bariton-Stimmlage.

Weißt du denn beim Schreiben sofort, ob ein Song eher für deine Solosachen bestimmt ist, oder etwas für die Night Sweats?

Mit den Night Sweats verfolgen wir ja einen ganz bestimmten Stil und von daher ist das schon anfangs klar, ob ich einen Song für dieses Projekt schreibe. Meine Solosachen entstehen etwas intuitiver.

Ich hab gesehen, dass du mit den Night Sweats dann bald auch ein Album rausbringen wirst.

Richtig. Wir veröffentlichen es vermutlich im Frühjahr.

Endlich! Ich hab mir ständig eure einzelnen Veröffentlichungen angehört und auf das Album gewartet. Kommt ihr mir der gesamten Band dann auch nach Europa?

Ja, ziemlich sicher. Wir kommen dann wahrscheinlich in der zweiten Jahreshälfte wieder her. Mal schauen, kann sich ja auch alles noch verzögern, aber das ist zumindest erstmal der Plan.

Und wahrscheinlich wird es da wieder ähnliche Situationen geben wie diese, in denen du in Gesprächen wie diesen sitzt. Es ist doch eigentlich eine absurde Situation, oder? Da sitzt dir jemand gegenüber, der sich alle deine Platten angehört hat, sich vermutlich Interviews durchgelesen und sich vorbereitet hat, dich also auf eine bestimmte Ebene gut kennt und dennoch ist ein Interview eine ziemlich künstliche Situation, oder?

Auf eine gewisse Weise schon, denke ich. Wobei es auch immer darauf ankommt, wie die Chemie zu der Person ist, die einen interviewt.

Aber du hast kein Problem damit, auch persönlichere Fragen zu beantworten?

Nein, eigentlich nicht. Diese Gespräche sind wie Therapie-Sitzungen, nur eben kostenlos. (lacht)

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