WandaAmore

Die Band Wanda aus Österreich ist der Hype der letzten Wochen – und das ausnahmslos zu Recht. Zunächst einmal fordern die Mannen rund um Marco Michael Wanda durch ihren hedonistischen Habitus und ihre Grundpräsenz die Beschäftigung mit ihr ein. Die Kombination aus aufwendigen, nach Kunstsalon und Schauspielschule anmutenden Videos und der Direktheit der wienerisch phrasierten Texte ist es, die per se schon mal ein probates Alleinstellungsmerkmal darstellt.

Die Süddeutsche formulierte sehr treffend, dass hier „ein Urvertrauen an das Eigene Jungsein“ transportiert werde. Das liegt an Wanda selbst, der sich mit fiebriger Stimme die Kehle aus dem Leib schreit, die Liebe feiert und sich mit seinen Jungs im Schlepptau in Kneipenexzesse und Verschwendung flüchtet, um dem Dasein die Nutzlosigkeit zu nehmen. Wer mit Wanda um die Häuser zieht, mag den eigenen Ruin vorantreiben, aber umso mehr wird man von einer intensiven Zeit erzählen, in der das Leben maximal spürbar war. Natürlich ist diese rausgekehrte Dekadenz auch Stilmittel – und ein gewisses Augenzwinkern, wie in „Ich will Schnaps“ an vielen Stellen auf dieser Platte zu erkennen. Doch so berührt hat mich lange Zeit kein Album mehr: Dort, wo sich die tollen Ja, Panik immer mehr in die artifizielle Ecke verziehen, kontern Wanda einfach mit einer angenehmen Schlichtheit:

„Weil du weiße Zähne hast, obwohl du ständig rauchst, ist der Thomas in dich verliebt und ich auch. Ich bin ein einfacher Typ ohne viel Hirn, aber Baby ich brauch dich nah bei mir […] Also bitte tu mir weh Luzia, oder irgendwer anders tut’s nach dir“ (aus „Luzia“).

Die Texte sind ein großes Plädoyer an die Unvernunft, an das Sich-gehen-Lassen, Sich-der-Konsequenzen-bewusst-sein, Es-aber-doch-nicht-sein-lassen-Können: „Leidenschaft heißt Leiden und es lässt sich nicht vermeiden, dass du es wieder machst“ („Stehengelassene Weinflaschen“). Auch universellere Tabuthemen, wie Inzest im jubilierenden „Bologna“ („Ich kann nicht mit meiner Cousine schlafen, obwohl ich gerne würde, aber ich trau mich nicht“) werden in den Wanda’schen Kosmos integriert. Dass die Platte nach hinten raus kleinere Hänger hat, ist zu verschmerzen, denn ansonsten reiht sich Hit an Hit. Allein schon mit „Auseinandergehen Ist Schwer“, „Schick Mir Die Post“ und dem besagten „Bologna“ finden sich drei stilbildende Klassiker des Austro-Pop auf diesem Debüt.

„Wenn jemand fragt wofür du stehst, sag für Amore“!

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